Hintergrund
Interleukin-6 (IL-6) ist ein Zytokin, das bei Entzündungsreaktionen eine Schlüsselposition im Übergang von Mechanismen der angeborenen Immunität zu Reaktionen der erworbenen Immunität einnimmt.
Im Rahmen von Entzündungsreaktionen interagiert IL-6 u. a. mit neutrophilen Granulozyten, lockt T-Lymphozyten an, ist in die Regulation der Apoptose von Leukozyten involviert, stimuliert B-Lymphozyten und die Differenzierung von Makrophagen aus Monozyten.
Bewertung
Eine erhöhte IL-6-Konzentration ist ein Marker für eine akut ablaufende Entzündungsreaktion. IL-6 reagiert wesentlich schneller als das CRP und hat eine Halbwertzeit im Serum von wenigen Minuten. Es ist damit insbesondere als Frühmarker einer neonatalen Sepsis geeignet. Die Höhe der IL-6-Konzentration korreliert mit dem Ausmaß der Entzündungsreaktion: Bei schweren systemischen Infektionen können Werte > 1000 ng/l nachgewiesen werden.
Neonatologie (1. - 24. Lebensstunde)
< 50 ng/l praktisch sicherer Ausschluss einer
Entzündung bei negativem CRP
50 - 150 ng/l bei negativem CRP Infektion
unwahrscheinlich, bei klinischer
Symptomatik evtl. Kontrolle
150 - 300 ng/l Systemische Entzündung, kontrollbedürftig
> 300 ng/l Systemische Entzündung,
behandlungsbedürftig
Intensivmedizin
Ab dem 2. Lebenstag gelten folgende Entscheidungsbereiche:
< 15 ng/l praktisch sicherer Ausschluss einer
Entzündung bzw. einer Infektion bei
negativem CRP
15 - 150 ng/l lokale Entzündung (z. B. Pneumonie,
Abszess)
> 150 ng/l systemische Entzündung, IL-6 Konzentration
korreliert mit Ausmaß der
Entzündungsreaktion
> 1000 ng/l länger als 3 Tage - Hochrisikopatient
Einflussfaktoren
Erhöhte Werte können auch bei Gabe von therapeutischen Antikörpern (ATG, OKT3 etc.) auftreten. |