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Lexikon
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08.03.2011 |
Allergenspezifische IgE-AK gegen Bienen-/Wespengift; spezifische IgE-AK gegen Allergenkomponenten rApi m 1 (Biene) / rVes v 5, v 1 (Wespe); CAST® |
Hintergrund
Durch Stiche von unterschiedlichen Insektenarten können gesteigerte örtliche oder systemische Überempfindlichkeitsreaktionen ausgelöst werden. Die häufigsten systemischen Reaktionen werden durch Bienen- und Wespenstiche verursacht.
Klinik
- Gesteigerte örtliche Reaktionen (> 10 cm Durchmesser und teilweise Persistenz länger als 24 h) kommen bei bis zu 25 % der Bevölkerung vor.
- Systemische Reaktionen nach einem oder wenigen Stichen kommen bei bis zu 3,5 % der Bevölkerung vor. Hier handelt es sich um IgE-vermittelte anaphylaktische Reaktionen.
- Selten tritt eine Anaphylaxie durch nicht immunologische Reaktionen auf.
- Bei sehr zahlreichen Stichen kann es zu systemischen toxischen Reaktionen kommen.
Diagnostik
- Anamnese: Klassifikation der klinischen Reaktion, Bewertung des Schweregrades (I-IV) einer systemischen Sofortreaktion, anamnestische Identifikation des auslösenden Insektes, Erfassung besonderer Risiken.
- Hauttests: Pricktest, dann Intradermaltest mit ansteigenden Giftkonzentrationen zur Bestimmung der Reaktionsschwelle, ausreichende Sicherheitsvorkehrungen und Nachbeobachtungszeit sind zu beachten!
- In-vitro-Tests: Nachweis spezifischer Serum-IgE-AK gegen Bienen- und Wespengift, ggf. gegen andere Insekten. Bei Doppelsensibilisierung weitere Abklärung durch Bestimmung spezifischer IgE-AK gegen rekombinante Spezies-spezifische Allergenkomponenten (rApi m 1 und rVes v 5, v 1), bei unklaren oder diskrepanten Befunden zusätzlich Basophilen-Stimulationstest (CAST®). Bestimmung der basalen Tryptasekonzentration zur Abklärung einer evtl. noch undiagnostizierten Mastozytose.
Therapie
- Allgemeine Maßnahmen: eingehende Information über Vermeidung von Hymenopterenstichen, Notfallmedikation ("Notfallset")
- Spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung): Indikation bei Patienten mit systemischen anaphylaktischen Stichreaktionen und positivem Haut- oder in-vitro-Test. Therapiedauer üblicherweise 3 - 5 Jahre mit 100 µg Hymenopterengift alle 4 Wochen bzw. mit der individuell erreichbaren Höchstdosis. Längere Therapie bei besonderem Risiko, Therapieversagen und lebenslange Therapie bei Mastozytose möglichst mit höherer Dosis von 200 µg.
- Therapiekontrolle: Zwischenanamnese, Hauttest, spezifische IgE-AK zur Erkennung auffälliger Verläufe jährlich, aber vor allem bei Therapienebenwirkungen, nach neuerlichen Feldstichen, vor Stichprovokation und vor geplantem Therapieende. Eine Bewertung des Therapieerfolges ist durch Laborparameter nicht möglich, sondern nur durch eine Stichprovokation.
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Przybilla B, Ruëff F, Fuchs T, Pfeiffer C, Rakoski J, Stolz W, Vieluf W. Insektengiftallergie. Allergo J 13: 186-90, 2004. (18)
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S1-Leitlinie: In-vitro-Allergiediagnostik. Leitlinien-Register Nr 061/017 2010. (163) |
AWMF_Leitlinien_Insektengiftallergie.pdf |