Hintergrund
Wachstumshormon oder somatotropes Hormon (STH) ist ein Proteohormon, das in den azidophilen Zellen des Hypophysenvorderlappens (HVL) gebildet wird. Die STH-Sekretion wird durch das hypothalamische GHRH angeregt, durch Somatostatin gehemmt. Die STH-Sekretion zeigt einen Tag-Nacht-Rhythmus mit vermehrter Sekretion in den Tiefschlafphasen. Tagsüber ist die STH-Konzentration meist sehr niedrig und stark vom Kohlenhydratstoffwechsel abhängig: Hypoglykämie führt über hypothalamische Glukorezeptoren zu erhöhter GHRH- (und damit STH)-Sekretion, Hyperglykämie zu Sekretionsabnahme. Stimulierend wirken auch Glucagon, Vasopressin, dopamin-/noradrenalinerge Neurotransmitter, Stress und andere Faktoren, hemmend Dopamin-Antagonisten, Melatonin und freie Fettsäuren.
Die STH-Wirkungen werden indirekt über Somatomedine hervorgerufen, die unter STH-Einfluss in der Leber gebildet werden. STH wirkt anabol, regt die Zellteilung an, fördert Knorpel- und Knochenwachstum. Die Hemmung der Glukoseaufnahme ins Fettgewebe und Lipolyse führen zu diabetogenen Effekten.
Bewertung
Bei Kindern führt STH-Mindersekretion zu verlangsamtem Wachstum mit verzögertem Epiphysenfugenschluss. Ein Verdacht auf hypophysären Minderwuchs besteht, wenn Körpergröße/Wachstumsgeschwindigkeit > 2 Standardabweichungen unter der Norm liegt. Erhöhte STH-Sekretion führt zu einem über die Pubertät hinaus anhaltenden Knochenwachstum: hypophysärer Riesenwuchs (sehr selten).
Bei Erwachsenen, nach Schluss der Epiphysenfugen, führt STH-Erhöhung nur noch zu enchondralem und appositionellem Knochenwachstum mit vergrößerten Akren: Akromegalie. Daneben kommt es zu Vergrößerungen vor allem von Herz, Leber und Nieren mit Funktionsstörungen: Viszeromegalie. Häufig findet sich eine gestörte Glukosetoleranz. Ursache der vermehrten STH-Sekretion ist meist ein STH-produzierender Hypophysentumor.
Wegen der pulsatilen Ausschüttung ist die Bestimmung von IGF-1 der STH-Bestimmung vorzuziehen, STH sollte vorzugsweise in Funktionstesten (Stimulation durch körperliche Aktivität, Arginin, Insulinhypoglykämie, GRH bzw. Hemmung durch orale Glukose-Belastung) gemessen werden.
Einflussfaktoren
Alpha-Rezeptorenblocker, Aminophyllin, Corticoide, Chlorpromazin und Reserpin hemmen die STH-Sekretion, beta-Rezeptorenblocker, Kontrazeptiva, Östrogene und L-Dopa stimulieren sie. Vor der STH-Bestimmung bzw. der Durchführung eines Funktionstestes sollten diese Medikamente mindestens 3 Tage abgesetzt werden! |