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Laboruntersuchung
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03.07.2020 |
Eigenleistung |
ELISA |
0,5 ml Serum |
2 x wöchentlich |
DD autoimmuner Neuropathien: motorisch betonte Polyneuritis, Motoneuron-Erkrankungen, amyotrophe Lateralsklerose, Guillain-Barré-Syndrom, CIDP |
< 30 % des Standards |
Profil: Anti-GM1, Anti-GM2, Anti-GD1a, Anti-GD1b, Anti-GQ1b (jeweils IgM und IgG). |
Hintergrund
Ganglioside sind Glykolipide, die vor allem in der Myelinscheide von Neuronen vorkommen. Autoantikörper gegen Ganglioside können bei verschiedenen neuropathischen Syndromen nachgewiesen werden. In der Nomenklatur steht G für Ganglio, M, D, T und Q geben die Anzahl der Sialinsäureseitenketten an (mono-, di-, tri-, quad-). Die Ziffer gibt Hinweis auf die Wanderungsgeschwindigkeit in der Dünnschichtchromatographie und der Kleinbuchstaben auf die Position der Sialinsäure (nach Svennerholm). Das Profil weist folgende AK nach: Anti-GM1, Anti-GD1a, Anti-GD1b,Anti-GT1a, Anti-GQ1b (jeweils IgM und IgG). Diese AK können auch einzeln angefordert werden. Weitere AK gegen Ganglioside können auf Anfrage ebenfalls bestimmt werden.
Da gangliosidähnliche Strukturen auch auf der Oberfläche von Mikroorganismen nachgewiesen werden konnten, wird ein ätiologischer Zusammenhang zwischen Infektionen mit z. B. Campylobacter jejuni, Mykoplasmen, Haemophilus influenzae, CMV und EBV im Sinne eines molekularen Mimikrys (bei Guillain-Barré-Syndrom) angenommen.
Bewertung
Bei chronischen Neuropathien treten vor allem AK vom Typ IgM, bei akuten Erkrankungen überwiegen AK vom Typ IgG auf. Niedrigtitrige Gangliosid-AK können auch in Serumproben Gesunder gefunden werden und wurden bei einer Vielzahl anderer Erkrankungen, wie z. B. bei Diabetes mellitus Typ 1, Karzinomen, Leukämien, Multipler Sklerose, SLE und Borreliose beschrieben. Daher ist eine quantitative Bestimmung mittels ELISA zu bevorzugen.
Die diagnostische Relevanz steigt mit dem Titer und der Anzahl der simultan nachweisbaren Gangliosid-Antikörper, so dass in der Regel die Antikörper-Profil-Analytik gegenüber einer Einzelbestimmung vorzuziehen ist.
- Diagnostische Bedeutung kommt insbesondere dem Nachweis von AK gegen GQ1b beim Miller-Fisher-Syndrom (Titer korreliert mit Krankheitsverlauf) sowie der Bestimmung von GM1-AK zur Differentialdiagnose multifokale motorische Neuropathie (GM1-AK positiv) und amyotrophe Lateralsklerose zu.
- Der Nachweis von GM1-AK beim Campylobacter jejuni-AK-positiven Patienten mit Guillain-Barre-Syndrom korreliert mit einem schwereren Krankheitsverlauf.
- AK gegen GD1b finden sich bei CIDP (chronisch Inflammatorische demyelinisierende Polyradikuloneuropathie), sind jedoch nicht spezifisch für diese Erkrankung.
Tabelle Autoantikörper bei Polyneuropathien
Tabelle Subklassifikation des Guillain-Barré-Syndrom (GBS) |
Conrad K, Schößler W, Hiepe F. Autoantikörper bei organspezifischen Autoimmunerkrankungen. Ein diagnostischer Leitfaden. Dustri Verlag, 2011. (160)
Conrad K, Schößler W, Hiepe F. Autoantikörper bei systemischen Autoimmunerkrankungen. Ein diagnostischer Leitfaden. Dustri Verlag, 2006. (161)
Steck AJ. Auto-antibody tests in peripheral neuropathies: pros and cons. J Neurol 247: 423-8, 2000. (172)
Van der Meche FG, Van Doorn PA, Meulstee J, Jennekens FG. Diagnostic and classification criteria for the Guillain-Barre syndrome. Eur Neurol 45: 133-9, 2001. (173)
Koga M, Yoshino H, Morimatsu M, Yuki N. Anti-GT1a IgG in Guillain-Barre syndrome. J Neurol Neurosurg Psychiatry 72: 767-71, 2002. (174) |
Ringversuchszertifikat März 2022.pdf
Ringversuchszertifikat März 2023.pdf |