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Lexikon
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08.03.2011 |
Allergenspezifische IgE-AK gegen Bienen-/Wespengift; spezifische IgE-AK gegen Allergenkomponenten rApi m 1, 2, 3, 5 und 10 (Biene) / rVes v 5 und 1 (Wespe) |
Hintergrund
Die Insektengiftallergie stellt eine potenziell lebensbedrohliche IgE-vermittelte Hypersensitivitätsreaktion dar, die meist durch Stiche von Hymenopteren (v. a. Honigbienen und Wespen) ausgelöst wird. Sie betrifft ca. 3–5 % der Bevölkerung in Deutschland mit systemischen Reaktionen, bei Erwachsenen sind Insektenstiche der häufigste Auslöser schwerer allergischer Reaktionen. Eine Sensibilisierung gegen Bienen- oder Wespengift ohne klinische Relevanz lässt sich bei ca. 40 % der Bevölkerung nachweisen (bei Kindern sogar bei 50 %). Bei Planung einer Allergen-Immun-Therapie (AIT) sollte das krankheitsursächliche Insekt möglichst exakt ermittelt werden. Wird diese Korrekt durchgeführt liegt die Erfolgsquote für Wespengift-AIT bei ca. 90 % und ca. 85 % bei Bienengift-AIT.
Klinik
- Lokalreaktionen: Schwellung >10 cm, >24 h Dauer
- Systemische Reaktionen (nach Ring & Messmer):
- Grad I: Urtikaria, Pruritus, Flush
- Grad II: GI-Symptome, Tachykardie
- Grad III: Dyspnoe, Bronchospasmus
- Grad IV: Kreislaufversagen, Bewusstlosigkeit
- Differenzialdiagnose: toxische Reaktion (v. a. bei multiplen Stichen), Mastzellaktivierungssyndrom
Diagnostik
- Die klinische Anamnese bleibt der wichtigste erste Schritt:
Zeitpunkt, Verlauf, Schwere der Reaktion, Ermittlung des Insekts, Vorerfahrungen mit Stichen, Medikamente, Vorerkrankungen, Exposition
- Haut-Prick-/ oder Intrakutan-Test
- Stichprovokation (in sehr speziellen Fällen)
- In-vitro-Tests:
- Gesamt-IgE zur Kontextbewertung
- Spezifische IgE-AK: sIgE gegen Bienen- und Wespengift im Serum (ggf. auch gegen andere Insekten).
Bei Doppelsensibilisierung weitere Abklärung
- Kreuzreaktive Kohlenhydrat Determinanten (CCD):
MUXF3
- Spezies-spezifische, rekombinante Allergenkomponenten:
Biene: rApi m 1, 3 und 10
Wespe: rVes v 1 und 5
- Ggf. Basophilen-Aktivierungstest (BAT):
Funktioneller Test zur Bestätigung der Relevanz bei Diskrepanzen oder Unklarheiten (wird in spezialisierten Laboren durchgeführt).
- Serum-Tryptase zum Ausschluss einer Mastozytose
Hinweis: Der Optimale Zeitpunkt für eine Diagnostik ist 2 - 4 Wochen nach der Reaktion, da das Ergebnis direkt nach einem Stichereignis falsch negativ ausfallen kann.
Therapie
- Akuttherapie nach einem Stich:
lokale Kühlung, Antihistaminikum, evtl. Glukokortikoid bei leichten bis moderaten Reaktionen
- Notfallmaßnahmen bei systemischen Reaktionen:
Notarzt, Adrenalin
Notfall-Set (empfohlen für alle Patienten mit systemischer Reaktion ab Grad I): Adrenalin-Autoinjektor, Antihistaminikum, Glukokortikoid
- Allergen- Immuntherapie (AIT):
Indiziert bei systemischer Reaktion (≥ Grad II) und exponierten Personen zur Reduktion schwerer Reaktionen bei erneutem Stich |
S2k-Leitlinie Diagnose und Therapie der Bienen- und Wespengiftallergie; Version 4.0, Gültig bis 30.07.2028 |
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