Toxoplasmose

Toxoplasma gondii

Kategorie Lexikon
Stand31.03.2009
Abrechenbarkeit EBM
Enthaltene Parameter
Toxoplasma gondii-AK Suchtest; Toxoplasma gondii-AK (IgM, IgG, IgA, IgG-Avidität) im Serum; Toxoplasma gondii-AK (IgM, IgG, IgA, IgG-Avidität) Immunoblot; Toxoplasma gondii-AK im Liquor; Toxoplasma gondii-spez. AK-Index L/S (IgG); Toxoplasma gondii-DNA
Zusatzinformation
Erreger
Erreger der Toxoplasmose ist Toxoplasma gondii, ein zu den  Protozoen gehörender Parasit. Nach Primärinfektion persistiert T. gondii lebenslang in Lymphknoten und im ZNS.  
 
Infektionsweg und Verbreitung
Katzen sind in Europa die häufigsten Endwirte für T. gondii. Sie scheiden nach Infektion infektiöse Oozysten, die sehr umweltresistent sind, in hoher Zahl aus. Die Infektion des Menschen erfolgt durch perorale Aufnahme von T. gondii-Oozysten bei Kontakt mit Katzenausscheidungen, kontaminierten Nahrungsmitteln, Verzehr unzureichend erhitzten zystenhaltigen Fleisches etc. Die Durchseuchung liegt im jungen Erwachsenenalter in Deutschland bei 25 - 55 %.
 
Klinik
  • Inkubationszeit: 8 - 22 Tage
  • > 90 % der Infektionen verlaufen asymptomatisch.
  • Primäre Toxoplasmose: Fieber, Lymphadenopathie (meist am Hals), selten Kopfschmerzen
  • Reaktivierung bei Immunsuppression: Enzephalitis, Retinochorioiditis
  • Konnatale Toxoplasmose: Bei Primärinfektion während der Schwangerschaft. Das Risiko einer kindlichen Infektion steigt mit zunehmendem Gestationsalter (1 - 2 % im 1., ca. 11 % im 2. und ca. 22 % im 3. Trimenon), das Risiko der kindlichen Schädigung nimmt jedoch insgesamt ab (33 % im 1., 41 % im 2., 20 % im 3. Trimenon). Typische Symptomatik: Hydrozephalus, intrazerebrale Verkalkungen, Retinochorioiditis, jedoch Beteiligung aller Organe möglich; bei Infektion in der Spätschwangerschaft oft nur geringe Symptomatik.
 
Diagnostik
  • V. a. Primäre Toxoplasmose: Nachweis T. gondii-spezifischer IgM- und IgG-AK im Serum. Bei grenzwertigem oder positivem Nachweis von IgM- und IgG-AK wird zur weiteren Abklärung bezüglich des mutmaßlichen Infektionszeitpunkts eine Aviditätsbestimmung der IgG-AK durchgeführt. IgM-AK sind bei frischer Infektion stets nachweisbar (Maximum nach 3 - 4 Wochen), können jedoch über Monate (bis Jahre) persistieren. Hoch avide IgG-AK schließen eine Infektion in den zurückliegenden 3 Monaten aus!
  • V. a. Retinochorioiditis: IgM-/IgG-AK im Serum (Hinweis auf zurückliegende Infektion), ggf. T. gondii-DNA aus Kammerwasser
  • V. a. Enzephalitis: T. gondii-DNA aus Liquor, Hirnbiopsie, EDTA-Blut, Parasiten-Mikroskopie aus Liquor/Hirnbiopsie, IgM-/IgG-AK im Serum (Hinweis auf zurückliegende Infektion), IgG-AK im Liquor, spezifischer Liquor-Serum-AK-Index
  • V. a. konnatale Toxoplasmose: IgM-/IgG-AK im Serum, zusätzlich Spezialdiagnostik wie T. gondii-spezifischer IgA-AK, Immunoblot, Aviditätsbestimmung der IgG-AK, ferner T. gondii-DNA-Nachweis aus Blut, Liquor, Plazentagewebe, Amnionflüssigkeit etc. möglich.
  • Abklärung des Infektionsstatus, z. B. bei Schwangeren: Toxoplasmose-Suchtest (qualitativ), bei positivem Ergebnis weitere Abklärung mittels T. gondii-spezifischer IgM- und IgG-AK.
 
Therapie und Prophylaxe
Therapie von Reaktivierungen und Infektionen in der Schwangerschaft mit Sulfadiazin + Pyrimethamin, bis zur 16. SSW Spiramycin. Antibiotische Prophylaxe bei HIV-Patienten und Transplantierten mit erhöhtem Risiko. Schwangere mit fehlender Immunität sollten bezüglich Prophylaxemaßnahmen (Katzenkontakte, Ernährung) beraten werden. Bei seronegativen Schwangeren sind serologische Kontrollen während der Schwangerschaft alle 4 - 8 Wochen empfehlenswert, um eine frühzeitige Therapie einer möglichen Infektion zu gewährleisten.
 
Meldepflicht
Direkter und indirekter Erregernachweis (nur bei konnataler Infektion) sind nicht-namentlich meldepflichtig an das Robert-Koch-Institut nach § 7 IfSG (Ergänzung des Meldebogens durch den behandelnden Arzt).
Literatur
Web-Seiten:
  1. Robert Koch Institut (Toxoplasmose): http://www.rki.de/cln_100/nn_196658/DE/Content/InfAZ/T/Toxoplasmose/Toxoplasmose.html?__nnn=true 
 
Publikationen:
  1. European Research Network on Congenital Toxoplasmosis: Klassifizierung und Falldefinitionen pränataler Toxoplasma-Infektionen. Bundesgesundhbl 1997: 39: 507-508.
  2. Groß U, Roos T, Friese K: Toxoplasmose in der Schwangerschaft. Dtsch Ärzteblatt 2001: 98: 2778-2783. (51)
  3. Janitschke K, Kimmig P, Seitz HM, Frosch M, Groß U, Hlobil H: Mikrobiologisch-Infektiologische Qualitätsstandards der DGHM 4 - Parasitosen. In: Mauch H, Lütticken R, Gatermann S (Ed.) 1/1998.
  4. Liesenfeld O, Montoya JG, Kinney S, Press C, Remington JS: Effect of testing for IgG avidity in the diagnosis of Toxoplasma gondii infection in pregnant women: Experience in a US reference laboratory. J Infect Dis 2001: 183: 1248-1253.
  5. RKI: Toxoplasmose bei Mutter und Kind - Erkennung, Behandlung und Verhütung. Bundesgesundhbl 1999: 42: 606-609.
  6. Roberts A, Hedman K, Luyasu V, Zufferey J, Bessieres MH, Blatz RM, Candolfi E, Decoster A, Enders G, Gross U, Guy E, Hayde M, Ho-Yen D, Johnson J, Lecolier B, Naessens A, Pelloux H, Thulliez P, Petersen E: Multicenter evaluation of strategies for serodiagnosis of primary infection with Toxoplasma gondii. Eur J Clin Microbiol Infect Dis 2001: 20: 467-4774.
 
Hotop A, Hlobil H, Gross U. Efficacy of Rapid Treatment Initiation Following Primary Toxoplasma gondii Infection During Pregnancy. Clin Infect Dis 2012. (148)