Hepatitis B Diagnostik

HBV-Diagnostik

Kategorie Lexikon
Stand05.08.2022
Abrechenbarkeit EBM
Enthaltene Parameter
HBs-Ag, HBe-Ag, Anti-HBc, Anti-HBe, Anti-HBs, HBV-DNA
Zusatzinformation
Indikationen
 
Hepatitis B-Suchprofil
  • HBsAG, Anti-HBc (IgG, IgM)
  • falls Anti-HBc positiv, erfolgt automatisch Anti-HBc (IgM)
 
Hepatitis B-Impfstatus (Titerkontrolle)
  • Anti-HBs
 
Akute Hepatitis B
  • initial HBsAg, Anti-HBc ((IgG, IgM)
Anti-HBc positiv:
    • Anti-HBc (IgM) erfolgt automatisch
beide positiv:                 
    • zusätzlich HBeAg, Anti-HBe
nur HBsAg positiv:         
    • zusätzlich HBeAg, HBV-DNA
    • nach 2 - 4 Wochen Kontrolle von HBsAg und Anti-HBc
nur Anti-HBc positiv:       
    • zusätzlich Anti-HBs
    • Anti-HBs positiv: Ausheilung
    • Anti-HBs negativ: zusätzlich Anti-HBc-lgM, Anti-HBe, HBV-DNA quantitativ (DD: kürzliche HBV-lnfektion/HBV-Escape-Variante/„Anti-HBc-only")
    • Kontrolle im Verlauf bis Anti-HBs > 10 IU/l
  • bei akuter Hepatitis B Kontrolle von HBsAg und Anti-HBs alle 3 - 6 Monate bis eine Anti-HBs-Serokonversion erfolgt ist
 
Persistierende HBV-Infektion:
  • initial HBsAg, Anti-HBc ((IgG, IgM)
Anti-HBc positiv:            
    • Anti-HBc (IgM) erfolgt automatisch
beide positiv:                 
    • HBeAg, Anti-HBc, HBV-DNA quantitativ, Anti-HDV
nur HBsAg positiv:         
    • HBeAg, HBV-DNA (DD: kürzliche/okkulte HBV-Infektion)
    • nach 2 - 4 Wochen Kontrolle von HBsAg und Anti-HBc
 
Verlaufskontrolle bei HBsAg-Trägerstatus:
  • Transaminasenaktivität und HBV-DNA quantitativ:
im 1. Jahr mind. 3 mal, im 2. Jahr mind. 2 mal, danach alle 12 Monate
  • HBeAg/Anti-HBe alle 12 Monate
  • bei chronischer HBV-Infektion mit erhöhtem HCC Risiko (HBV-DNA > 10.000 Kopien/ml) AFP-Bestimmung alle 12 Monate
  • HBeAg-positive HBsAg-Träger sollten im Kindes- und Jugendalter halbjährlich kontrolliert werden.
  • Nach Serokonversion zu Anti-HBe sind jährliche Untersuchungen ausreichend.
 
Schwangerschaft
  • HBsAg-Screening nach der 32. SSW vorgeschrieben
 
Indikationen für Untersuchung auf HBV-DNA:
  • Frühdiagnose einer Infektion (z.B. nach parenteraler Exposition oder Sexualkontakt)
  • HBsAg positive Patienten ohne HBe Marker
  • HBsAg positive Patienten ohne Anti-HBc
  • Anti-HBe positiv symptomfreie HBsAg-Träger (in bis zu 50% der Fälle noch HBV-DNA im Serum nachweisbar)
  • „Anti-HBc-only“
  • Therapieentscheid, Therapieüberwachung
 
HBV-Genotyp-Bestimmung
  • einmalig vor  Einleitung einer Therapie
 
Untersuchung auf Resistenzmutationen im HBV Polymerasegen
  • Versagen einer laufenden Therapie (Anstieg der Viruslast trotz gesicherter Medikamenteneinnahme (Nukleos(t)id-Analoga)
 
Therapieüberwachnung
  • unter Therapie Kontrolle von HBV-DNA und ALT initial nach 4 - 6 Wochen, danach alle 3 - 6 Monate
 
Interpretation
 
Anti-HBc HBsAg Anti-HBs
-            -           -       serologisch kein Hinweis auf HBV-Infektion
-            -           +      Zustand nach Impfung
                                 schwach/grenzwertig nach sehr lange zurückliegender HBV-Inf.
                                 falsch positiv (Anamnese, Verlaufskontrolle)
-            +          -       sehr frische HBV-Infektion vor klinischer Manifestation
                                 selten bei primärer oder sekundärer Immundefizienz
                                 Kontamination mit stark HBsAg-positiver Probe
                                 bei Ausschluss einer Kontamination  siehe HBeAg, HBV-DNA
+           +          -       akute oder chronische HBV-Infektion
                                 Behandlungsindikation bei chron. HBV-Inf.? Siehe HBeAg, anti-HBe
                                 Infektiosität? Siehe HBV-DNA, quantitativ
+           -           +      durchgemachte HBV-Inf. Mit bleibender Immunität
                                 (Reaktivierung bei starker Immunsuppression möglich)
+           +          +      nicht selten bei chron. HBV-Inf. (Anti-HBs meist schwach)
+           -           -       HBsAg-Serokonversions-Fenster anti-HBe positiv
                                 sehr lange zurückliegende, ausgeheilte HBV-Inf.
                                 selten chron. HBV-Inf. F HBV-DNA
                                 sehr selten HBsAg-Escape-Mutante F HBV-DNA
                                 falsch-positiv
 
Anti-HBc
  • nachweisbar bei stattgehabter HBV-Infektion (nahezu 100%)
  • Anti-HBc negativ bei HBsAg positiver chronischer HBV-lnfektion (sehr selten):
    • Mutation im Core-Gen (HBeAg-Minusmutante)
    • Überschuß an HBcAg im Verhältnis zu Anti-HBc
    • selektiver Immundefekt
  • Anti-HBc-only
Häufige serologische Konstellation vor allem bei Immun­supprimierten (HIV, medikamentös), i.v. Drogenabhängigen und Patienten mit assoziierter Hepatitis C. Der Status hat keinen Krankheitswert, es verbleibt aber ein Risiko, z.B. bei Blut- oder Organspenden eine HBV-lnfektion zu übertragen, und die Gefahr der Reaktivierung einer Hepatitis B unter Immunsuppression. Weitere Abklärung F HBV-DNA
  • Anti-HBc (IgM) positiv:
in hoher Konzentration bei der akuten Hepatitis B (fällt mit der Ausheilung ab)
in niedriger Konzentration auch bei Exazerbation einer chronischen Hepatitis B
 
HBsAg, Anti-HBs
  • 5-10% der HBV-Infektionen bleiben HBsAg-negativ! F HBV-DNA. Bei Ausheilung einer akuten Hepatitis B kommt es häufig erst verzögert (> 24 Monate) zum Anstieg von Anti-HBs-Antikörpern
  • In der Frühphase der Infektion und bei persistierender oder okkulter HBV-lnfektion kann HBsAg unterhalb der Nachweisgrenze liegen F HBV-DNA
  • bei Persistenz von HBsAg = 6 Monate u./o. HBV-DNA 8 Wochen ist ein chronischer Verlauf anzunehmen
  • Anti-HBs > 10 IU/l = schützende Immunität
  • falsch negatives HBsAg
kann durch Escape-Variationen in den HBsAg-Epitopen bedingt sein (Escape-Varianten = Mutationen im antigenen HBsAg-Bereich können durch natürliche Selektionsdruck während der Erkrankung oder nach Impfung entstehen) F HBV-DNA  
  • HBsAg negativ und Anti-HBs positiv bei chronischer HBV-lnfektion:
    • fulminante Hepatitis B mir rascher Viruselimination und Serokonversion
    • Hepatitis D Superinfektion mit passagerer Unterdrückung von HBsAg
    • chronische HBV-Infektion mit niedriger Virusreplikation
    • Infektion mit einer HBsAg-Escape-Mutanten
  • HBsAg positiv und Anti-HBs positiv:
    • abgelaufene, ausgeheilte HBV-Infektion mit einer Immunantwort gegen eine Subdeterminante und mit konsekutiver Infektion mit dem HBsAg Wildtyp.
 
HBeAg, anti-HBe
  • anti-HBe positive Patienten mit chron. Hepatitis und hoher Viruslast (HBV-DNA quantitativ) haben eine schlechte Prognose. Häufig Mutationen im Pre-Core- und Core-Promotorbereich
  • Eine „HBe-minus"-Variante kann bei einem Patienten zusammen mit dem Wildvirus als Quasispezies gemeinsam vorkommen = HBeAg-positive Konstellationen einer Infektion mit der Prä-Core-Variante
 
HBV-DNA
  • Nachweisgrenze:  58 Kopien/ml
  • niedrige Viruslast:  < 10.0000 Kopien/ml
  • hohe Viruslast:   > 10.000.000 Kopienn/ml
  • HBV-DNA positiv und Serologie negativ:
    • falsch positiver Befund durch Kontamination der Probe
    • selten Inkubationsphase einer Hepatitis B
    • sehr selten seronegative Hepatitis B (Existenz umstritten)
 
 
AnhängeDownload.png Leitlinien_Hepatitis_B_06.2007.pdf
Abbildungen
Akute_HBV-Infektion_mit_Ausheilung.jpg
Chronische_HBV-Infektion.jpg