Hintergrund
Vitamin B2 (Riboflavin) ist ein wasserlösliches Vitamin, das in Form der Coenzyme Flavinmononucleotid (FMN) und Flavin-Adenin-Dinukleotid (FAD) für Oxidoreduktasen essentiell ist. Dadurch spielt es für zahlreiche Stoffwechselwege (z. B. Fettsäuren, Pyruvat, Aminosäuren, Citratzyklus) eine wichtige Rolle. Der Riboflavinbedarf wird vor allem durch Milch, Käse, Vollkorn-Getreideprodukte, Eier, Fleisch, Innereien und Fisch gedeckt. Alimentäre Flavoproteine werden im Magen-Darmlumen gespalten, freies Riboflavin im oberen Dünndarm resorbiert und in den Gewebezellen wieder in die Coenzymform überführt. Im Blut liegt Riboflavin hauptsächlich als FAD vor, z. B. als Coenzym der Glutathionreduktase in Erythrozyten. Resorption, Stoffwechsel und renale Ausscheidung werden von den Schilddrüsenhormonen, ACTH und Aldosteron gesteuert. Da Riboflavin im Körper wenig gespeichert wird, führt eine fehlende Zufuhr rasch zu Mangelzuständen.
Klinische Bedeutung
Wichtigste Mangelursache ist in Europa der Alkoholismus, der die Coenzymfunktionen beeinträchtigt. Ein Vitamin B2-Mangel tritt meist erst in Kombination mit dem Mangel an anderen wasserlöslichen Vitaminen auf. Bei manifestem Riboflavinmangel wird klinisch folgendes beobachtet: Pellagra-ähnlichen Haut- und Schleimhautveränderungen, Rhagaden der Mundwinkel und Zunge, Pruritus, seborrhoische Dermatitis im Gesicht und anogenital, Korneaschädigungen, Linsentrübung, arteriosklerotische Prozesse, verkürzte Erythrozyten-Überlebenszeit.
Bewertung
Erniedrigt bei Alkoholismus, Malabsorption, Mangelzufuhr (milchfreier Kost im Alter); erhöhter Bedarf bei Gravidität, Laktation, Hyperthyreose; Phototherapie bei Neugeborenen.
Erhöhte Werte im Blut können teilweise bei Muskelzellschäden, z. B. progressiver Muskeldystrophie, auftreten. Hypervitaminosen sind nicht bekannt. |