Östradiol (17-ß-Östradiol, Estradiol, E2)

Kategorie Laboruntersuchung
Stand06.08.2020
Abrechenbarkeit EBM
ErbringerEigenleistung
MethodeCLIA
Material
0,5 ml Serum (bitte ggf. Zyklustag angeben!)
Indikation
Beurteilung der Ovarialfunktion, Verlaufskontrolle bei hormoneller Sterilitätstherapie
Richtwert
Männer:        < 40 ng/l
Frauen
 Follikelphase:    20 - 144 ng/l
 Zyklusmitte:      64 - 357 ng/l
 Lutealphase:      56 - 214 ng/l
 Postmenopause:        < 32 ng/l
Kinder
 bis 10 Jahre: < 19 ng/l
 Tanner I+II:  < 19 ng/l (m)      < 24 ng/l (w)
 Tanner III:   < 25 ng/l (m)      < 60 ng/l (w)
 Tanner IV:    < 36 ng/l (m)   21 - 85 ng/l (w)
Interpretation
Neugeborene zeigen stark erhöhte E2-Spiegel, die aber innerhalb einer Woche auf präpubertäre Werte abfallen. Erneuter E2-Peak auf Maximalwerte um 50 ng/l nach ca. 1 - 2 Wochen.
Sterilitätsbehandlung:
Zielwert über 600 ng/l, jedoch unter 1.500 ng/l
Bitte angeben, wenn Bestimmung im Rahmen einer IVF erfolgt!
Kurzinformation
Die Einnahme von dem Medikament Fulvestrant kann zu falsch erhöhten Werten führen.
Höhere Biotinkonzentrationen ( > 1500 ng/ml) können zu falschen Ergebnissen bei den Patientenproben führen.
Zusatzinformation
Hintergrund
In der Gruppe der Östrogene ist das wichtigste biologisch aktive Hormon das Östradiol (E2). Es wird vorwiegend in den Theka- bzw. Granulosazellen des reifenden Follikels gebildet. Die E2-Konzentration im Serum zeigt präovulatorisch ein erstes schmal­basiges und in der Lutealphase ein zweites breitbasiges Maximum. Aus E2 durch Dehydrierung entstehendes Östron (E1) stammt nur zu 10 % aus den Follikeln und wird zum größten Teil im Fettgewebe aus Androstendion gebildet. Aufgrund seiner schwachen Rezeptorbindung ist es biologisch weitgehend inaktiv. Östriol (E3) lässt sich erst nach Beginn des dritten Schwanger­schaftsmonates in ansteigenden Konzentrationen nachweisen. Es wird aus Dehydroepiandrosteron-Sulfat (DHEA-S) gebildet, das aus der fetalen Neben­nie­ren­rinde stammt. In der Plazenta werden Östrogene in größeren Mengen synthetisiert.
 
Hauptwirkungen der Östrogene, insbesondere von E2:
  • Uterus:  Wachstum, Proliferation des Endometriums
  • Ovar:   Wachstum, Sensibilisierung gegenüber Gonadotropinen
  • Vagina:  Aufbau des Vaginalepithels, Verbesserung der Trophik
  • Vulva:  Wachstum, Sekretion der Drüsen
  • Mamma:  Proliferation der Drüsenschläuche, Fettgewebseinlagerung
  • Skelett: Verhinderung der Osteoporose
  • Hypophyse: Regulierung der Gona­dotro­pin­sekretion (Rückkopplung)
 
Ursachen einer gestörten Ovarialfunktion
Relativ häufige Ursachen:
  • psychische Störungen (Stress, Anorexia nervosa, Neurosen, Psychosen u. a.) bei hypothalamisch-hypophysärer Dysfunktion
  • Hyperprolaktinämie
  • Androgenexzess
  • Hypothyreose (TRH stimuliert die Prolaktinsekretion)
  • Übergewicht (Androgenexzess, Östrogenexzess durch Aromatisierung der Androgene im Fettgewebe und Stimulation der Prolaktin­sekre­tion)
Weniger häufige Ursachen: Diabetes mellitus, Hyperthyreose, ovarielle Hypo­plasie, Fehlernährung u. a.
Seltene Ursachen: Tumoren, isolierter GnRH-Mangel, Cushing-Syndrom, Morbus Cushing, Adrenogenitales Syndrom (AGS), NNR-Insuf­fizienz, Autoimmunerkrankungen u. a.
 
Bewertung
Anovulatorische Zyklen: In der Follikelphase subnormale E2-Werte, gestörte Follikel­reifung, E2-Entzugsblutung
Ovarialinsuffizienz: Konstant Werte unter 20 ng/l
Corpus luteum-Insuffizienz: Präovulatorische E2-Werte erniedrigt, fehlender zweiter E2-Kon­­zen­trationsgipfel in der Lutealphase
Sterilitätsbehandlung: Bei medikamentöser Ovulationsauslösung Werte über 600 ng/l, jedoch unter 2000 ng/l, sonst Übersti­mulation
E2-produzierende Tumoren: Hohe E2-Werte, niedrige Gonadotropin-Werte.
AnhängeDownload.png Ringversuchszertifikat Juli 2022.pdf
Download.png Ringversuchszertifikat Januar 2023.pdf
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