LDL-Cholesterin

Kategorie Laboruntersuchung
Stand03.01.2022
Abrechenbarkeit EBM
ErbringerEigenleistung
MethodeEliminierung / Katalase
Material
0,5 ml Serum
Indikation
Kardiovaskuläre Risikostratifizierung, LDL-Zielwerteinstellung im Rahmen der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention, Therapiemonitoring, DD von Lipidstoffwechselstörungen
Richtwert
Männer
   < 14 Jahre: < 140 mg/dl
14 - 18 Jahre: < 130 mg/dl
   > 18 Jahre: < 155 mg/dl
Frauen
   < 12 Jahre: < 145 mg/dl
12 - 15 Jahre: < 140 mg/dl
16 - 18 Jahre: < 150 mg/dl
   > 18 Jahre: < 155 mg/dl
Interpretation
Zielbereiche (nach ESC/EAS-Leitlinien 2019):
<   55 mg/dl   Zielbereich bei sehr hohem Gesamtrisiko
<   70 mg/dl   Zielbereich bei hohem Gesamtrisiko
< 100 mg/dl   optimal bei niedrigem bis moderatem Gesamtrisiko
< 116 mg/dl   akzeptabel bei niedrigem Gesamtrisiko
Kurzinformation
Hinweis:
Die Gabe von Metamizol kann zu falsch niedrigen Messwerten führen.
Zusatzinformation
Hintergrund
Die LDL (Low Density Lipoprotein) sind die Hauptträger des Cholesterins im Plasma und enthalten als einziges Apolipoprotein genau 1 Molekül ApoB-100. Sie entstehen beim lipolytischen Abbau der in der Leber gebildeten VLDL (Very Low Density Lipoprotein) durch die endothelständige Lipoproteinlipase (LPL). In Abhängigkeit vom Triglyzeridgehalt der VLDL und der Aktivität diverser Enzyme werden dabei unterschiedlich große und dichte LDL gebildet, die verschiedenen LDL-Subklassen zugeordnet werden können. Aus großen, triglyzeridreichen VLDL entstehen z. B. bevorzugt kleine, dichte LDL (small dense LDL = sdLDL). Nach einer relativ langen Verweildauer im Plasma (2 - 5 Tage) werden die LDL über Bindung des ApoB-100 an den LDL-Rezeptoren von den Zellen der Leber und der peripheren Gewebe aufgenommen und intrazellulär abgebaut. Ein gestörter Rezeptorweg hat eine Hypercholesterinämie mit erhöhten LDL zur Folge, wobei ursächlich sowohl Defekte des Liganden ApoB-100 (Familiär Defektes ApoB-100 = FDB) als auch des LDL-Rezeptors (Familiäre Hypercholesterinämie = FH) in Frage kommen. Oxidativ modifizierte LDL (oxidierte LDL = oxLDL), die im prooxidativen Milieu chronisch entzündeter Arterienwände entstehen, können nicht mehr an den LDL-Rezeptor binden. Sie werden über Scavenger-Rezeptoren durch Makrophagen aufgenommen, aus denen durch Lipidüberladung die typischen Schaumzellen der atherosklerotischer Plaques entstehen.
Erhöhte LDL-Spiegel sind einer der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung der Atherosklerose und darüber hinaus der einzige Risikofaktor, für den ein kausaler Zusammenhang mit der Atherogenese als gesichert gilt. Die Subfraktion der kleinen, dichten LDL (sdLDL) ist dabei um ein Vielfaches (3- bis 7-fach) atherogener als größere, leichtere LDL.
Für die Abschätzung des kardiovaskulären Risikos müssen zusätzlich zum LDL-Cholesterin alle anderen Risikofaktoren berücksichtigt werden (PROCAM-Algorithmus auf http://www.chd-taskforce.de).
 
Diagnostische Bedeutung und Messmethoden
Das LDL-Cholesterin ist die Basis für die wichtigsten Präventions- und Therapieempfehlungen und Primärziel für alle lipidsenkenden Maßnahmen. Die Bestimmung erfolgt mit homogenen LDL-Direktassays, die in Ausnahmefällen auch im Nicht-Nüchternserum durchgeführt werden können. Im Nüchternserum und bei Triglyzeridwerten < 400 mg/dl ist die Berechnung des LDL-Cholesterins mittels Friedewald-Formel zwar möglich, sollte aber wegen der geringeren Präzision und Richtigkeit möglichst vermieden werden.
Friedewald-Formel:
LDL-Chol = Gesamt-Chol - HDL-Chol - TG/5 (mg/dl)
LDL-Chol = Gesamt-Chol - HDL-Chol - TG/2,2 (mmol/l)
Für die Messung des LDL-Cholesterins in den kleinen, dichten LDL steht die LipoDens®-Methode zur Verfügung.
 
Bewertung
Erhöhte Werte: physiologisch am Ende der Schwangerschaft (2. - 3. Trimenon), primäre Hypercholesterinämien, sekundäre Hypercholesterinämien (chronische Niereninsuffizienz, nephrotisches Syndrom, chronische Leber- und Gallenwegserkrankungen (besonders PBC), Hypothyreose, Diabetes mellitus, Bewegungsmangel, Überernährung, einseitig fettreiche Ernährung), Medikamente (Gestagene, orale Kontrazeptiva, Glucocorticoide, Diuretika, ß-Blocker)
Falsch hohe Werte: längere Venenstauung (> 3 min), atypische VLDL (ß-VLDL) bei Dysbetalipoproteinämie, erhöhtes Lp(a) wird als LDL-Cholesterin miterfasst
Erniedrigte Werte: Hypo- bzw. Abetalipoproteinämie (ApoB-Bestimmung), schwere konsumierende Erkrankungen (Malignome, chronische Infektionen, Operationen, Polytrauma), Hyperthyreose, Leberinsuffizienz, Medikamente (Cholesterinsenker)
AnhängeDownload.png Ringversuchszertifikat Juli 2024.pdf