Kryoglobuline

Kategorie Laboruntersuchung
Stand21.07.2020
Abrechenbarkeit EBM
ErbringerEigenleistung
MethodeFällungsreaktion
Material
2 ml Serum, welches bei 37 °C gewonnen und abgetrennt wurde.
IndikationV. a. Vaskulitis, unklare Raynaud-Symptomatik, lymphoproliferative Erkrankungen, chronische Hepatitis B oder C
Abnahme
Präanalytik unbedingt einhalten! Venenpunktion mit vorgewärmtem (37 °C) Entnahmebesteck durchführen und anschließend das Vollblut sofort bei 37 °C (Brutschrank, Wasserbad) 2 h senkrecht stehend aufbewahren. Danach von der warmen Probe mind. 2 ml des überständigen Serums in ein separates Probengefäß abpipettieren und mit "Kryoglobuline" beschriften. Bei ungenügender Trennung von Serum und Blutkuchen kann die Probe vor dem Abpipettieren kurz bei 37 °C anzentrifugiert werden (1 min, 3.000 x g). Der Probentransport kann bei Umgebungstemperatur erfolgen.
Richtwert
siehe Befundbericht
Kurzinformation
Bei positivem Nachweis wird eine Differenzierung der Kryoglobuline mittels Immunfixation durchgeführt!
Zusatzinformation
Hintergrund
Kryoglobuline sind Immunglobuline, die bei Abkühlung unterhalb der normalen Körpertemperatur durch reversible Aggregation ausfallen und bei Wiedererwärmung auf 37 °C wieder in Lösung gehen. Klinisch treten Hautblutungen, Raynaud-Phänomen, Vaskulitis, Glomerulonephritis und neurologische Symptome (vor allem periphere Neuropathien) auf. Mittels Immunfixation kann die Zusammensetzung der Kryoglobuline bestimmt und der Typ der Kryoglobulinämie ermittelt werden:
 
Typ I (10 - 15 % der Fälle): ein monoklonales Immunglobulin (IgG, IgA oder IgM, seltener auch Leichtketten): bei Plasmozytom, Morbus Waldenström und niedrig-malignen Non-Hodgkin-Lymphomen.
 
Typ II (50 - 60 % der Fälle): Mischkryoglobuline (2 oder mehr Immunglobuline, von denen eines monoklonal ist; meist reagiert monoklonales IgM (Rheumafaktor-Aktivität) mit polyklonalem IgG): bei lymphoproliferativen, rheumatologischen Erkrankungen, Infektionen etc.
 
Typ III (25 - 30 % der Fälle): Polyklonale Kryoglobuline aus mehreren polyklonalen Immunglobulinen (polyklonales IgM mit Rheumafaktor-Aktivität reagiert mit IgG): bei rheumatologischen Erkrankungen und chronischen Infektionen.
 
Als Kryofibrinogen werden aus Fibrinogen, Fibrin und Fibronectin be-stehende Kryopräzipitate bezeichnet. Kryofibrinogenämie ist klinisch mit Blutungsneigung oder mit Gefäßverschlüssen assoziiert.
 
Bewertung
Klinisch relevant sind vor allem Typ II- und III-Kryoglobulinämien (bei rheumatologischen und Infektionskrankheiten wie Mononukleose, Zytomegalie, Lues, Hepatitis B und C). Die Menge des Kryoglobulins korreliert nicht generell mit dem Schweregrad der klinischen Symptomatik. Kryoglobulinämie findet sich bei chronischer Hepatitis B und C häufig mit membranös-proliferativer Glomerulonephritis assoziiert (in Glomeruli Ablagerung von Immunkomplexen und C3-Komplement).
 
Einflussfaktoren
Falsch negative Befunde sind möglich, wenn die Serumgewinnung nicht bei 37 °C erfolgte und die Transportvorschriften nicht eingehalten wurden (detaillierte Hinweise im Leistungsverzeichnis beachten!). Zum Ausschluss einer Kryoglobulinämie sollten ggf. mehrere Bestimmungen erfolgen. Die Konzentration von C4-Komplement kann als Surrogatmarker für eine Kryoglobulinämie (Komplement-Verbrauch) verwendet werden.
Literatur
Sargur R, White P, Egner W. Cryoglobulin evaluation: best practice? Ann Clin Biochem 47: 8-16, 2010. (102)