Hintergrund
Ferritin findet sich als wichtigstes Eisenspeicherprotein des Körpers in allen Zellen. Im Gegensatz zu Hämosiderin, welches ein Kondensat aus Ferritinmolekülen darstellt, enthält Ferritin das Eisen in bioverfügbarer Form. Nur ein sehr kleiner Anteil des Körperferritins zirkuliert im Blut, dieser Anteil korreliert aber direkt mit dem Speichereisen und lässt daher die Eisenreserve des Körpers beurteilen.
Indikationen
- Erkennung des Eisenmangels bereits im prälatenten Zustand (bei noch unauffälligen Hb-, Serumeisen-, TEBK- und Transferrinwerten), z. B. nach Blutverlusten, bei gestörter Resorption (einheimische Sprue), M. Crohn, alimentärem Eisenmangel, Schwangerschaft
- Kontrolle der Eisenreserve bei Schwangerschaft, Dialysepatienten, Blutspendern
- Kontrolle einer oralen Eisensubstitution
- Differenzierung von Anämien
- Diagnostik der Eisenüberladung (primäre oder sekundäre Hämochromatose); Kontrolle einer Eisenmobilisations-Therapie
Bewertung
Erniedrigtes Ferritin
- Erniedrigte Ferritinwerte zeigen stets einen Eisenmangel an (z. B. nach Blutverlusten, bei Resorptionsstörung, M. Crohn, Eisenmangelernährung oder in der Schwangerschaft). Beweisend für den Eisenmangel sind Ferritin-Werte unter 15 µg/l. Leicht erniedrigte Werte treten schon im prälatenten Stadium des Mangels auf.
- Zu „falsch“ normalen Werten (trotz eines bestehenden Eisenmangels) können gleichzeitige Leberzellschäden, Entzündungen oder Malignome führen, welche aus den Zellen Ferritin freisetzen.
- Bei oraler Eisensubstitution lässt die Ferritinbestimmung beurteilen, ob die Eisendepots des Körpers wieder aufgefüllt sind und die Substitutionstherapie beendet werden kann.
Erhöhtes Ferritin
- Bei primärer Hämochromatose kann die Transferrinsättigung schon vor dem Serum-Ferritin ansteigen (Verlaufskontrolle). Bei sekundären Hämochromatosen wird die Korrelation zum Speichereisen des Körpers je nach Grundkrankheit teilweise beeinträchtigt. Eine Eisen-Ausleitungstherapie lässt sich bei primären Hämochromatosen durch Ferritin überwachen.
- Bei hypochromen Anämien ohne Eisenmangel: Tumor-, Infektanämien, sideroachrestische Anämien, perniziöse Anämie, Hämoglobinopathien
- Bei vermehrter Freisetzung von Ferritin aus Zellen, insbesondere bei Leberzellschaden, Entzündungen und Malignomen (ohne Korrelation zum Speichereisen)
Beurteilung der Eisenspeicher nach Thomas
Mit Hilfe der Werte von CRP, Hämoglobingehalt der Retikulozyten (CHr), löslichem Transferrin-Rezeptor (sTfR) und Ferritin kann eine Beurteilung der Eisenspeicher und eines (funktionellen) Eisenmangels sowie der Notwendigkeit einer Therapie mit rHuEPO auch bei Anämie chronischer Entzündungen (ACD) erfolgen.
CHr wird gegen sTFR/logFerritin im sog. Thomas-Plot aufgetragen. In Abhängigkeit vom CRP-Wert wird das Diagramm in 4 Quadranten aufgeteilt (Trennlinien bei CHr 28 pg und sTFR/logFerritin 1,5 µg/l (bei CRP < 5 mg/l) bzw. 0,8 µg/l (bei CRP > 5 mg/l)). Die vier Quadranten im Uhrzeigersinn entsprechen:
1. kein Eisenmangel (z. B. ACD, Tumoranämie)
2. Eisenspeicher reduziert, noch ohne Auswirkung auf die Erythropoese
3. Eisenspeicher geleert, verminderte Hämoglobin-Synthese
4. Funktioneller Eisenmangel (z. B. ACD + Eisenmangel, unter rHuEPO)
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