Hintergrund
Cholesterin wird sowohl exogen mit der Nahrung zugeführt (10 - 20 %), als auch endogen hauptsächlich in Leber und Darm synthetisiert (80 - 90 %). Es ist ein essentieller Bestandteil von Zellmembranen und Lipoproteinen sowie Vorläufer für die Synthese von Steroidhormonen, Vitamin D und Gallensäuren. Cholesterin kann ausschließlich über die Galle in Form der Gallensäuren ausgeschieden werden. Haupttransportpartikel des Cholesterins im Blut sind die LDL gefolgt von HDL, VLDL und IDL. Die Hypercholesterinämie (erhöhtes LDL-Cholesterin) gilt als wichtigster Risikofaktor der Atherosklerose.
Diagnostische Bedeutung
Der Cholesterinspiegel ist allein nur bedingt aussagekräftig. Lediglich bei Cholesterinwerten < 200 mg/dl und Triglyzeridwerten < 150 mg/dl kann eine Hyperlipoproteinämie mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Bei Werten > 200 mg/dl (5,2 mmol/l) muss für eine korrekte Beurteilung eine weitere Differenzierung in LDL- und HDL-Cholesterin erfolgen. Für Risikostratifizierung, Diagnostik und Therapiemonitoring ist immer das LDL-Cholesterin entscheidend. Nur bei Hypertriglyzeridämien und Dysbetalipoproteinämien (Typ III nach Fredrickson) kann das Non-HDL-Cholesterin (= Gesamtcholesterin minus HDL-Cholesterin) unter Umständen besser geeignet sein.
Bewertung
Erhöhte Werte: physiologisch am Ende der Schwangerschaft (2 .- 3. Trimenon), primäre Hypercholesterinämien, sekundäre Hypercholesterinämien (chronische Niereninsuffizienz, nephrotisches Syndrom, chronische Leber- und Gallenwegserkrankungen (besonders PBC), Hypothyreose, Diabetes mellitus), Bewegungsmangel, Überernährung, einseitig fettreiche Ernährung, Medikamente (Gestagene, orale Kontrazeptiva, Glucocorticoide, Diuretika, ß-Blocker)
Falsch hohe Werte: längere Venenstauung (> 3 min); Phytosterole werden miterfasst und können bei der seltenen Phytosterolämie als mäßige Hypercholesterinämie fehlinterpretiert werden
Erniedrigte Werte: Hypo- bzw. Abetalipoproteinämie (LDL-, ApoB-Bestimmung), schwere konsumierende Erkrankungen (Malignome, chronische Infektionen, Operationen, Polytrauma), Hyperthyreose, Leberinsuffizienz, Medikamente (Cholesterinsenker) |