Down-Syndrom-Screening

Kategorie Lexikon
Stand18.10.2012
Abrechenbarkeit EBM
Enthaltene Parameter
Down-Syndrom-Screening: Ersttrimester-Screening; Down-Syndrom-Screening: Double-Test; Down-Syndrom-Screening: Triple-Test; Down-Syndrom-Screening: Quadruple-Test
Zusatzinformation
Hintergrund und Bewertung
Das Down-Syndrom (Trisomie 21) ist eine häufige chromosomale Aberration mit einer Inzidenz von 1:800 auf alle Altersgruppen bezogen. Mit zunehmendem Alter der Mutter steigt sie jedoch exponentiell an und liegt bei 40 - 45-jährigen Frauen bei 1:50. Eine sichere Diagnostik ist nur mit invasiven Methoden (Amniozentese, Chorionzottenbiopsie) möglich, die ihrerseits mit einem Risiko für eine Gefährdung der Schwangerschaft behaftet sind. Sie sollten deshalb nur bei erhöhtem Risiko für eine Trisomie 21 durchgeführt werden. Die alleinige Berücksichtigung des Altersrisikos (über 35 Jahre) reicht allerdings nicht aus, da ca. 70 % der Fälle bei jüngeren Schwangeren auftreten.
 
Seit über drei Jahrzehnten sucht man deshalb nach nichtinvasiven Methoden, die die Erkennung der Trisomie 21 im Rahmen der pränatalen Diagnostik ermöglichen können. Das zuerst eingesetzte AFP-Screening wurde vor ca. 25 Jahren durch den sog. Triple-Test im 2. Trimenon (15. - 20. SSW) erweitert, die kombinierte Bestimmung von Alpha-1-Fetoprotein (AFP), humanem Choriongonadotropin (HCG) und unkonjugiertem Östriol aus dem Serum der Schwangeren. Mit diesen Testen ist auch ein gleichzeitiges Screening auf Neuralrohrdefekte möglich.
 
Seit etwa 15 - 20 Jahren hat sich das Ersttrimester-Screening nach Nicolaides und Spencer durchgesetzt. Die Bestimmung der biochemischen Parameter PAPP-A (Pregnancy associated plasma protein A) und freies ß-HCG wird hierbei kombiniert mit einer Ultraschall-Untersuchung, der Messung der Nackentransparenz (NT). Eine Zertifizierung der Labormethoden der sie durchführenden Labore und der Ultraschall-Untersucher soll die Aussagekraft der erhaltenen Risikowerte verbessern. Das Ersttrimester-Screening kann bereits in der 12. - 14. SSW durchgeführt werden, es erfasst zusätzlich das Risiko für eine Trisomie 13 bzw. 18, erlaubt allerdings keine Abschätzung des Risikos für einen Neuralrohrdefekt. Hierzu ist eine AFP-Bestimmung in der 15. - 20. SSW erforderlich. Die Berücksichtigung der NT-Werte erlaubt auch bei Gemini-Schwangerschaften eine differenzierte Beurteilung der Feten.
 
Diagnostisches Kriterium aller Verfahren sind die Abweichungen (Multiple of Median, MoM bzw. Degree of Extremity, DoE) von den altersabhängigen Normbereichen, den sog. Medianen der genannten Parameter bei ungestörten Schwangerschaften. Die Computerprogramme zur Berechnung des individuellen Risikos für eine Schwangere, ein Kind mit Trisomie 21 oder Neuralrohr­defekt zu gebären, beruhen auf dem Prinzip der kombinierten Risiko­abschätzung. So erhöht sich z. B. bei abfallenden PAPP-A- und ansteigenden freien ß-HCG-Werten das individuelle Risiko für eine Schwangere, dass ihr Kind mit einem Down-Sydrom geboren wird.
 
 
Tabelle
 
Wichtige Hinweise
  • Alle Verfahren zum Down-Syndrom-Screening fallen unter das Gendiagnostik-Gesetz (GenDG). Die Schwangere muss also vor Durchführung der Untersuchungen eingehend aufgeklärt werden und eine Einwilligungserklärung nach dem GenDG unterschreiben. Auch das Ergebnis muss ausführlich mit ihr besprochen werden, ggf. muss eine humangenetische Beratung angeboten werden.
  • Mit dem Down-Syndrom-Screening kann keine Diagnose gestellt werden! Mit diesen Suchtesten kann lediglich das individuelle Risiko eingeschätzt werden. Der definitive Nachweis oder Ausschluss einer Trisomie 21 ist nur mit einer Chromosomenanalyse möglich! Das durch Amniozentese bedingte Abortrisiko beträgt ca. 1 %.
  • Das am meisten verwendete Verfahren ist das Ersttrimester-Screening mit NT-Messung. Für die Risikoberechnung unter Berücksichtigung der NT ist eine Zertifizierung des Ultraschall-Untersuchers durch die FMF Deutschland erforderlich.
  • Für die Auswertung sind einige Angaben auf dem speziellen Begleitschein unverzichtbar: Gewicht, Mehrlingsschwangerschaft?, IVF?, SSL (Scheitel-Steiß-Länge), NT, SSW p. menstruationem (rechnerisch: Woche, Tage), besser SSW nach Sonographie (Woche, Tage), ethnische Herkunft, Rauchverhalten, Diabetes?
  • Sollte ein Screening erst im 2. Trimenon möglich sein, ist ein NIPT-Verfahren (z.B. PraenaTest®) zu bevorzugen. Dieses sollte auch durchgeführt werden, wenn das Risiko im Erstrimester-Screening im Graubereich liegt.
Literatur
Dugoff L, Hobbins JC, Malone FD, Porter TF, Luthy D, Comstock CH, Hankins G, Berkowitz RL, Merkatz I, Craigo SD, Timor-Tritsch IE, Carr SR, Wolfe HM, Vidaver J, D'Alton ME. First-trimester maternal serum PAPP-A and free-beta subunit human chorionic gonadotropin concentrations and nuchal translucency are associated with obstetric complications: a population-based screening study (the FASTER Trial). Am J Obstet Gynecol 191: 1446-51, 2004. (179)