Phäochromozytom- und Neuroblastom-Diagnostik

Kategorie Lexikon
Stand08.10.2012
Abrechenbarkeit EBM
Enthaltene Parameter
Adrenalin im Urin und Plasma; Dopamin im Urin; Homovanillinsäure im Urin; Katecholamine im Urin; Metanephrine im Urin und Plasma; Noradre­nalin im Urin und Plasma; Normetanephrin im Urin und Plasma; Vanil­lin­mandel­säure im Urin
Zusatzinformation
Hintergrund
Die Katecholamine Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin werden als Neurotransmitter des sympathischen Nervensystems und systemische Hormone des Nebennierenmarks gebildet. Noradrenalin wird überwiegend in den chromaffinen Zellen des sympathischen Nervensystems und Adrenalin in den Zellen des Nebennierenmarks synthetisiert. Dopamin wird hauptsächlich in extrapyramidalen Hirnbereichen gebildet. Adrenalin wird zu Metanephrin und Noradrenalin zu Normetanephrin demethyliert, die weiter zu Vanillinmandelsäure abgebaut werden. Diese wird als Endprodukt im Urin ausgeschieden. Dopamin wird zu Homovanillinsäure abgebaut, die ebenfalls im Urin ausgeschieden wird.
 
Bei Tumoren des sympatho-adrenalen Systems kommt es durch die verstärkte Synthese von Katecholaminen zu einer erhöhten Konzentration im Plasma bzw. einer verstärkten Ausscheidung im Urin, deswegen ist die Bestimmung der Katecholamine und ihrer Metaboliten für die Diagnostik und Verlaufsbeurteilung dieser Tumoren von Bedeutung.
Die wesentlichen Tumoren des sympatho-adrenalen Systems sind Phäochromozytome, Neuroblastome und Ganglioneurome.
 
Phäochromozytom
Das Phäochromozytom tritt vorwiegend bei Erwachsenen auf (Prävalenz: 0,005 % bzw. 0,5 % bei Hypertonikern), selten bei Kindern. Es ist zu 85 - 90 % im Nebennierenmark lokalisiert, zu 10 % in den Paraganglien (Paragangliome) an der Wirbelsäule, zu 1 % extraabdominal. 10 % der Phäochromozytome sind maligne. Die Leitsymptome des Phäochromozytoms sind Hypertonie, Tachykardie, Kopfschmerzen und Schweißausbrüche.
Phäochromozytome zeigen eine variable Synthese von Katecholaminen. Die Sekretion von Adrenalin erfolgt fast nur durch Tumoren des Nebennierenmarks, während extraadrenale Tumoren bevorzugt Noradrenalin sezernieren. Bei den Paragangliomen ist die Ausscheidung von Katecholaminen und ihrer Metaboliten nicht zwangsläufig erhöht. Ein spezifisches Ausscheidungsmuster der Katecholamine und ihrer Metaboliten, das für Malignität spricht, konnte nicht nachgewiesen werden.
 
Labordiagnostik bei Verdacht auf Phäochromozytom:
Die Untersuchung der Katecholaminabbauprodukte Metanephrin und Normetanephrin im tiefgefrorenen EDTA-Plasma oder 24 h-Sammelurin hat eine hohe Sensitivität bei der Diagnose des Phäochromozytoms. Ergänzend sind bei nicht eindeutigen Resultaten Katecholamine (Adrenalin und Noradrenalin) im 24 h-Sammelurin sinnvoll. Urinkatecholamine sind gegenüber den Metanephrinen weniger sensitiv zur Diagnostik des Phäochromozytoms.
 
Die Bestimmung der Metanephrine im Plasma oder Urin sind zudem geeignet, die Tumorgröße abzuschätzen.
 
Bei klinischem Verdacht auf ein Phäochromozytom und nicht eindeutig pathologischen Eröhungen der Metanephrine und Katecholamine im Plasma und Urin kann der Clonidin-Hemmtest hilfreich sein.
 
 
Neuroblastom
Das Neuroblastom tritt vorwiegend bei Säuglingen und Kleinkindern auf, sehr selten bei Erwachsenen. 80 % betreffen Kinder in den ersten zweieinhalb Lebensjahren. Es ist im Nebennierenmark oder in den Grenzstrang-Ganglien des Sympathikus lokalisiert. Symptome sind zunehmender Bauchumfang, Atemnot oder Husten (mechanisch durch das Tumorwachstum bedingt), Hypertonie (nicht obligat).
 
Labordiagnostik bei Verdacht auf Neuroblastom:
Für die Diagnostik des Neuroblastoms haben sich die Bestimmung der  Homovanillinsäure und Vanillinmandelsäure im 24 h-Sammelurin, ergänzt durch die Bestimmung von Dopamin im 24 h-Sammelurin durchgesetzt.
 
Ganglioneurom
Ganglioneurome sind von extramedullären chromaffinen Zellen ausgehen­de Tumoren, die zu über 60 % im Halsbereich (tastbare Tumoren, akusti­sche Symptome, Hirnnervenläsionen) zu ca. 30 % abdominal oder thorakal (Phäo­chromozytom-ähnliche Symptome, Hypertonie) lokalisiert sind. Etwa 50 % dieser Ganglioneurome zeigen eine erhöhte Katecholamin- bzw. Ka­te­cholamin-Metabolitenproduktion.