Würmer und Wurmeier im Stuhl

Kategorie Lexikon
Stand19.08.2011
Abrechenbarkeit EBM
Enthaltene Parameter
Stuhlmikroskopie auf Parasiten; Enterobius vermicularis (Oxyuren)-Direktnachweis; Ascaris lumbricoides-AK; Zystizerkose-AK
Zusatzinformation
Hintergrund
Die Untersuchung auf Würmer und Wurmeier im Stuhl erfasst den Nachweis aller relevanten darmpathogenen Helminthen. Hierzu zählen insbesondere die Fadenwürmer Ascaris lumbricoides, Trichuris trichiura und Enterobius vermicularis, die Bandwürmer Taenia solium und T. saginata sowie die Larven von Strongyloides stercoralis. Selten finden sich auch Eier von Schistosomen (Erreger der Bilharziose), Leberegeln (Clonorchis, Dicrocoelium dendriticum, Fasciola hepatica) und anderen Würmern.
Es ist zu beachten, dass für die parasitologische Stuhldiagnostik stets drei Stuhlproben von unterschiedlichen Tagen eingesandt werden sollten, um eine hinreichende Sensitivität des Nachweises zu erzielen!
 
Ascaris lumbricoides (Spulwurm)
Ascaris lumbricoides kommt weltweit vor. Er ähnelt makroskopisch einem Regenwurm, ist rot-bräunlich und wird 15 - 40 cm lang. Die Infektion erfolgt über die orale Aufnahme von Ascaris-Eiern aus fäkal kontaminierten Böden oder Nahrungsmitteln (Salate etc.). Im Dünndarm schlüpfen aus den Eiern Larven, die im Körper eine charakteristische Wanderung unternehmen: zunächst hämatogen in die Lunge (hier flüchtige pulmonale Beschwerden und Infiltrate möglich), weiter über die Atemwege und nach Verschlucken ins Jejunum, wo sich etwa 7 - 8 Wochen nach Infektion die geschlechtsreifen Würmer bilden. Typische Symptome umfassen Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit, bei massivem Befall auch Ileus. Die Larvenwanderung führt zu einer oft massiven Eosinophilie im Blut.
Diagnosestellung durch Nachweis von Ascaris-Eiern oder ganzen Würmern im Stuhl. Aufgrund der Larvenwanderung sind häufig auch Ascaris lumbricoides-AK im Serum nachweisbar. Therapie mit Mebendazol oder Albendazol über 1 - 3 Tage.
 
Trichuris trichiura (Peitschenwurm)
Trichuris trichiura kommt weltweit vor, insbesondere in wärmeren Ländern. Die Infektion erfolgt wie beim Spulwurm durch orale Aufnahme von Eiern aus meist fäkal kontaminierten Nahrungsmitteln. Aus den Eiern schlüpfen im Dünndarm Larven, aus denen sich 6 - 12 Wochen nach Infektion geschlechtsreife Würmer entwickeln. Diese sind 3 - 5 cm lang und bohren sich mit ihrem peitschenförmigen Vorderteil in die Kolonmukosa. Die Würmer sind so gut wie nie im Stuhl zu finden. Symptome treten meist nur bei massivem Wurmbefall auf und umfassen Bauchschmerzen, dünne Stühle und selten eine Kolitis. Es findet sich meist keine Bluteosinophilie. Diagnosestellung durch Nachweis von Trichuris-Eiern im Stuhl. Therapie mit Mebendazol oder Albendazol über 1 - 3 Tage.
 
Enterobius vermicularis (Madenwurm, Oxyuren)
Oxyuren sind weltweit verbreitet und stellen in Deutschland die häufigsten Würmer bei Kindern dar. Sie sind weißlich, rund und 3 - 13 mm lang. Vom Stuhl oder After befallener Personen werden meist durch Schmierinfektionen (auch über Erde und Kontaktgegenstände) oral Oxyuren-Eier aufgenommen, aus denen im Dünndarm Larven schlüpfen. Ab der 6. Woche nach Infektion finden sich dann im Dünn- und Dickdarm geschlechtsreife Würmer, die auch mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Befruchtete Weibchen wandern nachts an den Darmausgang und legen an der Analhaut ihre Eier ab, was zu starkem, oft nächtlichem Juckreiz führt.
Diagnosestellung primär über Nachweis der Eier an der Analhaut im Tesafilm-Abklatschpräparat. Weniger sensitiv ist der Nachweis von Eiern und Würmern im Stuhl. Therapie mit Mebendazol oder Albendazol (Einmaldosis), Wiederholung nach 14 Tagen.
 
Taenia solium und Taenia saginata (Schweine- und Rinderbandwurm)
Taenia solium und T. saginata sind weltweit verbreitet, in Deutschland jedoch aufgrund der Hygienevorschriften in der Fleischproduktion sehr selten anzutreffen. Es handelt sich um die größten humanpathogenen Würmer. Die Infektion erfolgt durch orale Aufnahme von infiziertem, ungenügend erhitztem Schweine- oder Rinderfleisch. Aus dem im Fleisch enthaltenen Larvengewebe (Finnen) entwickelt sich im Dünndarm der geschlechtsreife Bandwurm, an dem in 3 - 4 Monaten eine Kette von Gliedern (Proglottiden) zu einer enormen Länge heranwächst: T. solium wird 2 - 5 m, T. saginata 4 - 10 m lang. Symptome des Bandwurmbefalls umfassen Bauchschmerzen, Blähungen, Gewichtsverlust und Appetitstörungen, es findet sich meist keine oder nur eine geringe Bluteosinophilie.
Diagnosestellung durch Nachweis der Eier oder Proglottiden im Stuhl. Therapie mit Praziquantel in Einmaldosis.
Zystizerkose: Durch oral aufgenommene Eier von Taenia solium kann sich auch im Menschen ein Finnenstadium entwickeln. Es finden sich solitäre oder multiple Herde in verschiedenen Organen, insbesondere im Gehirn, die Krampfanfälle oder andere fokale Symptome auslösen können. Die Zeit von der Infektion zur klinischen Symptomatik beträgt oft Monate bis Jahre. Diagnosestellung neben Bildgebung und Histologie durch Nachweis von Zystizerkose-AK im Serum.
 
Strongyloides stercoralis (Zwergfadenwurm)
Strongyloides stercoralis ist vorwiegend in Regionen mit feuchtwarmem Klima verbreitet und ist ausgewachsen nur 2 - 3 mm lang. Die Infektion erfolgt durch perkutane Penetration der filariformen Larven, auch eine orale Autoinfektion bei enteralem Wurmbefall ist möglich. Die Larven wandern von der Haut durch Lymph- und Blutgefäße über die Lunge in den Dünndarm, wo die weiblichen adulten Würmer Eier legen, aus denen die Larven schlüpfen. Symptome umfassen eine Enteritis, Kolitis, auch Hautveränderungen und flüchtige pulmonale Beschwerden im Rahmen der Larvenwanderung. Diagnosestellung durch Nachweis der Larven im Stuhl, Duodenalsaft oder Sputum. Auch ein Nachweis von Strongyloides-AK im Serum ist möglich.
 
Leberegel (Clonorchis, Opisthorchis, Dicrocoelium, Fasciola)
Die verschiedenen Spezies des Kleinen und Großen Leberegels kommen in Europa sehr selten, am ehesten in Osteuropa, ansonsten in Asien und anderen tropischen Ländern vor. Sie werden meist durch Verzehr von infiziertem Fisch übertragen. Die reifen, etwa 1 cm langen Würmer (Fasciola hepatica 2 - 4 cm) leben in den Gallengängen und verursachen dort eine chronische Cholezystitis mit Oberbauchbeschwerden, Cholestase und Ikterus. Diagnosestellung durch Nachweis der Eier im Stuhl und Duodenalsaft, außerdem Nachweis spezifischer AK im Serum.
 
Bezüglich der Bilharziose siehe unter "Schistosomiasis".