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Lexikon
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11.04.2011 |
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HIV-1/2-Antikörper; HIV-1-Bestätigungstest; HIV-2-Bestätigungstest; HIV-p24-Antigen; HIV-Viruslast (quantitativ) |
Erreger
Das Human Immunodeficiency Virus (HIV) ist ein zu den Retroviren gehörendes RNA-Virus, das 1983 erstmals beim Menschen nachgewiesen wurde. Es kommt in zwei Typen (HIV-1 und HIV-2) sowie Untergruppen (HIV-1 Gruppen M (mit Subtypen A-K), N und O, HIV-2 Gruppen A-G) vor.
Infektionsweg und Verbreitung
Die Infektion mit HIV erfolgt über Sexual- oder Blutkontakte sowie von infizierten Schwangeren auf das Kind. Das Risiko, eine HIV-Infektion nach Stichverletzung mit HIV-kontaminierten Nadeln zu entwickeln, liegt bei ca. 0,3 %, ist jedoch abhängig von der Viruslast des Indexpatienten, der Schwere der Verletzung und der Menge der übertragenen infektiösen Flüssigkeit.
HIV-1 Gruppe M ist weltweit verbreitet, Gruppe N nur in Kamerun und Gruppe O vor allem in Westafrika. In Westeuropa und Nordamerika dominiert HIV-1 Gruppe M, Subtyp B. HIV-2 ist vor allem in Westafrika verbreitet.
Klinik
- Akute HIV-Infektion: meist 2 - 6 Wochen nach Infektion auftretende grippeähnliche Erkrankung, Fieber, Lymphadenopathie, feinfleckiges Exanthem; auch asymptomatische Verläufe!
- Latenzzeit (über Jahre): asymptomatische Infektion mit langsamer Abnahme der zellulären Immunfunktion
- AIDS-related Complex (ARC): Lymphadenopathie, Fieber, Durchfälle, allgemeines Unwohlsein etc.
- AIDS: Auftreten von AIDS-definierenden opportunistischen Infektionen, Tumoren oder sonstigen Erkrankungen.
Diagnostik
- HIV-1/2-AK: Suchtest bei V. a. HIV-Infektion oder Screening auf HIV. Test der 4. Generation zum Nachweis von Antikörpern gegen HIV-1 einschließlich Gruppe O (HIV-1 + „O“) und HIV-2 und p24-Antigen. Im Falle einer Infektion sind HIV-AK in der Regel 3 - 4 Wochen, spätestens 12 Wochen, extrem selten erst 6 Monate nach Risikokontakt nachweisbar. Nach Risikokontakt/Nadelstichverletzung Kontrolle der HIV1/2-AK nach 6 und 12 Wochen und 6 Monaten empfohlen. Das HIV-p24-Antigen ist ca. 10 - 12 Tage vor den HIV-spezifischen AK nachweisbar.
- HIV-1-Bestätigungstest (Westernblot): Bestätigungstest bei reaktivem HIV-Suchtest, obligat zur weiteren Abklärung. Im Verlauf der Serokonversion werden AK gegen verschiedene HIV-Antigene nachweisbar. Der erstmalig bestätigte HIV-AK-Nachweis sollte durch Untersuchung einer zweiten unabhängig entnommenen Serumprobe abgesichert werden.
- HIV-Viruslast (quantitativ): Bei gesicherter Infektion zur Beurteilung der Therapieindikation und -kontrolle. Hohe Viruslast: > 100.000 HIV-1-RNA-Kopien/ml.
- HIV-p24-Antigen: Bei frühem Infektionsstadium zur Bestätigung eines positiven HIV-Suchtests der 4. Generation (bei negativem AK-Nachweis im Westernblot).
Therapie und Prophylaxe
Die Therapie der HIV-Infektion sollte sich nach den aktuell gültigen Leitlinien richten (siehe unter Literatur).
Meldepflicht
Direkter und indirekter Erregernachweis sind nicht-namentlich meldepflichtig an das Robert-Koch-Institut nach § 7 IfSG (Ergänzung des Meldebogens durch den behandelnden Arzt). |
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S2-Leitlinie: Antiretrovirale Therapie der HIV-Infektion. Leitlinien-Register Nr 055/001 2008. (72)
Mertens T, Haller OA, Klenk HD. Diagnostik und Therapie von Viruskrankheiten: Leitlinien der Gesellschaft für Virologie. 2 ed. Urban & Fischer Verlag, 2004. (165) |