Atypische Mykobakterien-Infektionen

NTM, MOTT

Kategorie Lexikon
Stand21.03.2011
Abrechenbarkeit EBM
Enthaltene Parameter
Mykobakterien-Kultur; Atypische Mykobakterien-DNA; Atypische Mykobakterien (Differenzierung)
Zusatzinformation
Erreger
Zu den atypischen Mykobakterien oder nicht-tuberkulösen Mykobakterien (NTM) zählen alle Mykobakterien-Arten außer dem Mycobacterium tuberculosis Komplex und M. leprae. Es handelt sich um säurefeste Stäbchenbakterien, die mikroskopisch nicht von M. tuberculosis unterscheidbar sind. Insgesamt sind > 150 Arten beschrieben, von denen etwa 60 fakultativ pathogen sind. Häufige Infektionserreger beim Menschen sind u.a. M. avium, M. intracellulare, M. kansasii, M. marinum, M. abscessus und M. chelonae.
 
Infektionsweg und Verbreitung
NTM kommen ubiquitär in der Umwelt im Boden und im Wasser (auch in Trinkwasser) vor. Die Infektion erfolgt über Inhalation oder direkte Inokulation.
 
Klinik
NTM  können eine Vielzahl klinischer Erkrankungsbilder verursachen, die häufig langsam progredient sind.
  • Pulmonale Infektionen: lokalisierte oder disseminierte Herde (häufig M. avium/intracellulare, M. kansasii, M. abscessus), vor allem bei Immunsupprimierten, Patienten mit vorbestehenden Lungenerkrankungen und Mukoviszidose-Patienten
  • Lymphadenitis (häufig M. avium/intracellulare), vor allem bei immungesunden Kindern
  • Haut- und Weichteilinfektionen (Schwimmbadgranulom durch M. marinum, ferner M. abscessus, M. chelonae)
  • Katheterinfektionen (häufig M. fortuitum, M. abscessus, M. chelonae), vor allem bei hämatologisch-onkologischen Patienten
  • Knocheninfektionen: vor allem bei Immunsupprimierten
  • disseminierte Infektionen: vor allem bei Immunsupprimierten
 
Diagnostik
Es sollte stets ein kultureller Mykobakterien-Nachweis (Anforderung Mykobakterien-Kultur) angestrebt werden.
Ergänzend kann ein DNA-Nachweis von atypischen Mykobakterien in respiratorischen Sekreten, Punktaten, Biopsien etc. versucht werden. Aufgrund des ubiquitären Vorkommens von Mykobakterien im Trinkwasser beweist jedoch ein positiver DNA-Nachweis, z. B. im Sputum, nicht eine klinisch relevante Infektion. Bei Nachweis von wenig pathogenen NTM-Spezies sollten daher stets Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden.
 
Therapie und Prophylaxe
Die Therapie richtet sich nach der jeweiligen Mykobakterien-Spezies und sollte gemäß aktueller Leitlinien erfolgen.
Literatur
Griffith DE, Aksamit T, Brown-Elliott BA, Catanzaro A, Daley C, Gordin F, Holland SM, Horsburgh R, Huitt G, Iademarco MF, Iseman M, Olivier K, Ruoss S, von Reyn CF, Wallace RJ, Jr., Winthrop K. An official ATS/IDSA statement: diagnosis, treatment, and prevention of nontuberculous mycobacterial diseases. Am J Respir Crit Care Med 175: 367-416, 2007. (65)