Thrombophilie-Diagnostik

Kategorie Lexikon
Stand09.02.2024
Abrechenbarkeit EBM
ErbringerEigenleistung
Material
2 ml EDTA-Blut mit Einverständniserklärung (Gendiagnostikgesetz), 2 ml Citratplasma (tiefgefroren) nach zweimaligem Abzentrifugieren, 1 ml Serum, 2 ml EDTA-Plasma für Homocystein
Enthaltene Parameter
Thrombophilie-Profil (komplett inkl. APS-Diagnostik):
Antithrombin-Aktivität; APC-Resistenz (ggf. Faktor V-Leiden-Mutation); Faktor II-Gen-Mutation; Protein C-Aktivität; Protein S-Aktivität; Lupus-Antikoagulans; AK gg Cardiolipin; AK gg Beta-2-Glykoprotein
PTT und TPZ als Indikatoren einer möglichen Antikoagulationstherapie, die die Messung vieler Thrombophilieparameter stört.
 
Thrombophilie hereditär (bei entsprechender Fragestellung):
Umfang: Antithrombin-III-Aktivität, Protein C-Aktivität, Protein S-Aktivität, APC-Resistenz ggfs. Faktor V-Leiden-Mutation, Faktor II-Mutation
 
Ergänzungen bei entsprechenden klinischen Fragestellungen:
Apoplex/Stroke: Lp(a), Homocystein
Abort: Lp(a), Faktor VIII, Homocystein, ggf. Faktor XIII, weitere Phospholipidantikörper nach Einzelfall
Keine empfohlenen Parameter: PA1-Gen bzw. Aktivität, Protein Z und MTHFR-Gen, nur auf speziellen Wunsch
Kurzinformation
Die einmalige Untersuchung auf Faktor V-Leiden-Mutation und
Faktor II-Mutation ist jederzeit möglich.
Die Untersuchung auf AT III-, Protein C- und Protein S-Mangel sollte frühestens  8 Wochen nach einer stattgehabten Thrombose bzw. ca. 4 Wochen nach Beendigung einer antikoagulatorischen Therapie  durchgeführt werden. Auffällige Befunde mit Ausnahme der molekulargenetischen Untersuchungen sollten kontrolliert werden. Unter Therapie sowohl mit Vitamin K-Antagonisten als auch unter direkten oralen Antikoagulantien (DOAK) ist eine Interpretation erschwert oder nicht möglich So können falsch normale Spiegel von Antithrombin, Protein S, normale Ratio der APC-Resistenz  und falsch positive Lupusantikoagulansnachweise  gemessen werden, d.h. dass schwerwiegende Inhibitormängel bzw. eine Faktor V Mutation Leiden übersehen werden können.
 
Da kombinierte Thrombophilien das Rezidivrisiko für Träger der Mutation mehr als verdoppeln, sollen alle Parameter der Thrombophiliediagnostik untersucht werden.
Andererseits kann man in etwa der Hälfte aller thromboembolischen Erkrankungen keine dieser Anomalien nachweisen.
Zusatzinformation
Hintergrund
Die laborchemische Abklärung einer Thrombophilie ist insbesondere bei Familien mit Thrombophilie ( Indexperson hat >/= 2 Verwandte 1. Grades mit venöser Thromboembolie) sinnvoll und trägt hier zur Entscheidungsfindung der Dauer einer Antikoagulationstherapie bei. Bei Frauen mit geplanter Aufnahme einer oralen Kontrazeption sowie vor oder zu Beginne einer Schwangerschaft sind entsprechende Befunde beratungsrelevant.
 
Es werden angeborene (hereditäre) und erworbene Ursachen einer Thrombophilie unterschieden.
Zu den angeborenen Störungen gehören
  • APC-Resistenz (Faktor V-Leiden-Mutation)
  • Faktor II-Gen-Mutation (Prothrombin-Mutation)
  • Protein C-Mangel
  • Protein S-Mangel
  • Antithrombin-Mangel
  • Hyperhomocysteinämie (MTHFR-C677T-Mutation)
Erworbene Störungen umfassen
  • Lupus-Antikoagulans
  • AK gg Cardiolipin (IgM/IgG)
  • AK gg Beta-2-Glykoprotein 1
  • AK gg Phosphatidylserin
  • AK gg Prothrombin
  • Gerinnungsfaktor VIII-Hyperaktivität
  • Hyperhomocysteinämie bei Vitamin B6-/B12-/Folsäure-Mangel
 
Als Indikation zur laborchemischen Abklärung  (nach Baglin et. al.) gelten
  • Erstmanifestation einer Thromboembolie  vor dem 40. Lebensjahr und mit deutlicher familiärer Häufung thromboembolischer Ereignisse (> 2 weitere symptomatische Familienangehörige)   
  • Neugeborene und Kinder mit Purpura fulminans (Protein C-, Protein S-Mangel)
  • Erwachsene, die unter Einnahme von Vitamin K-Antagonisten Hautnekrosen entwickeln (Protein C, Protein S nach Sistieren des Vitamin K-Antagonisten)
  • Asymptomatische Verwandte von Patienten mit Thrombophilien (Antithrombin-, Protein C- oder S-Mangel) in ausgewählten thrombosebelasteten Familien
  • Frauen/Schwangere, deren Erstereignis mit nur einem milden prädisponierenden Faktor assoziiert war
  • Frauen/Schwangere mit erstgradigen Verwandten, bei denen eine erste Thromboembolie unprovoziert oder assoziiert mit einer Schwangerschaft, der Einnahme kombinierter Ovulationshemmer oder einem nur milden prädisponierenden Faktor aufgetreten ist.  
 
Zeitpunkt der Blutabnahme: Vor Beginn oder frühestens 4 Wochen nach Absetzen der antikoagulatorischen Therapie, da die diagnostischen Tests durch Heparin, Vitamin K-Antagonisten und direkte orale Antikoagulantien (DOAK) beeinträchtigt werden. Frühestens 8 Wochen nach stattgehabter Thrombose, da das akute Geschehen das Gerinnungssystem zu stark beeinträchtigt. Schwangerschaft und Östrogeneinnahme können zu einer Verminderung von Protein S führen.
Molekulargenetische Tests sind von diesen Zeitabständen ausgenommen.
Untersuchungsmaterial:
Citratplasma, gefroren, für APC-Resistenz, Protein C-Aktivität, Protein S-Aktivität, Antithrombin-Aktivität, Gerinnungsfaktor VIII, Lupus-Antikoagulans.
Serum für AK gg Cardiolipin (IgM/IgG), AK gg Beta-2-Glykoprotein 1.
EDTA-Blut für Faktor V-Leiden-Mutation, Faktor II-Gen-Mutation (Prothrombin-Mutation), MTHFR-C677T-Mutation (Methylentetrahydrofolat-Reduktase-Mutation).
EDTA-Plasma für Homocystein (HCY).
 
Thrombophilie-Profil (inkl. APS-Diagnostik):
Antithrombin-Aktivität; APC-Resistenz (ggf. Faktor V-Leiden-Mutation); Faktor II-Gen-Mutation; Protein C-Aktivität; Protein S-Aktivität; Lupus-Antikoagulans; AK gg Cardiolipin; AK gg Beta-2-Glykoprotein
 
Thrombophilie-Profil (hereditär) bei entsprechender Fragestellung:
Antithrombin-Aktivität, Protein C-Aktivität, Protein S-Aktivität, APC-Resistenz, ggf. Faktor V-Mutation Leiden, Faktor II-Gen-Mutation (Prothrombinmutation)
 
Ergänzungen bei entsprechenden klinischen Fragestellungen
Apoplex/Stroke: Lp(a), Homocystein
Abort: Lp(a), Faktor VIII, Homocystein, ggf. Faktor XIII, weitere Phospholipidantikörper nach Einzelfall
 
Keine empfohlenen Parameter: PA1-Gen bzw. -Aktivität, Protein Z und MTHFR-Gen, nur auf speziellen Wunsch
 
Hinweis: Bei jedem Thrombophilieprofil werden sowohl TPZ nach Quick als auch die PTT mitgeführt, um Aufschluss über eine mögliche Antikoagulantientherapie, die die Interpretation der Messungen beeinträchtigt, zu erhalten.
 
Literatur
Willeke A, Gerdsen F, Bauersachs RM, Lindhoff-Last E. Rationelle Thrombophiliediagnostik. Dtsch Ärztebl 99: 2111-8, 2002. (20)