Rickettsiosen

Rickettsia, Fleckfieber, Zeckenbissfieber, Rocky-Mountain-spotted Fieber

Kategorie Lexikon
Stand09.07.2009
Abrechenbarkeit EBM
Enthaltene Parameter
Rickettsien-AK (IgM, IgG)
Zusatzinformation
Erreger
Rickettsien sind kleine, obligat intrazelluläre Bakterien. Als Erreger humaner Infektionen finden sich zahlreiche Arten, die sich in der Verbreitung und in der Art des hervorgerufenen Krankheitsbildes unterscheiden:
  • Zeckenbissfieber-Gruppe: R. rickettsii (Rocky-Mountain-spotted Fieber), R. conorii (mediterranes Zeckenbissfieber), R. sibirica (sibirisches Z.), R. africae (afrikanisches Z.), R. australis (Queensland-Z.), R. slovaca (Tick-borne Lymphadenopathie, Europa, Russland), R. helvetica (Aneruptives Z.). In bayerischen Zecken wurden die Rickettsien-Arten R. helvetica, R. felis, R. monacensis und R. massiliae nachgewiesen.
  • Fleckfieber (Typhus)-Gruppe: R. prowazekii (epidemisches Fleckfieber), R. typhi (murines Fleckfieber)
  • Eng verwandt mit den Rickettsien ist Orientia tsutsugamushi als Erreger des Tsutsugamushi-Fiebers in Ostasien, Indien, Australien und den Pazifischen Inseln.
 
Infektionsweg und Verbreitung
Rickettsien werden durch Arthropoden, insbesondere Zecken (Zeckenbissfieber-Gruppe), Läuse (epidemisches Fleckfieber), Flöhe (murines Fleckfieber) oder Milben (Tsutsugamushi-Fieber), von Tieren auf den Menschen übertragen.
 
Klinik
  • Inkubationszeit 10 - 14 Tage
  • Eschar (schwärzliche Läsion mit rötlichem Rand) an der Einstichstelle (nicht bei epidemischem und murinem Fleckfieber)
  • Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, Konjunktivitis, später auch zerebrale Symptome und Nierenversagen möglich
  • makulöses Exanthem (bei Fleckfieber Ausbreitung vom Stamm auf die Extremitäten, bei Zeckenbissfieber Beginn an den Extremitäten)
  • Letalität von epidemischem, murinem und Rocky-Mountain-Fleckfieber 5 - 50 %. Die übrigen Zeckenbissfieber-Erkrankungen verlaufen deutlich milder.
 
Diagnostik
Nachweis Rickettsien-spezifischer IgM- und IgG-AK:
  • Beim mediterranen Zeckenbissfieber sind ab 4. - 9. Krankheitstag spezifische IgM- und IgG-AK bei 50 - 75 % der Patienten, beim afrikanischen Zeckenbissfieber oft erst nach 3 - 4 Wochen nachweisbar.
  • Kreuzreaktionen der IgM-AK bei Q-Fieber, Legionellen und Ehrlichien-Infektion möglich.
  • Zwischen den einzelnen Rickettsien-Arten besteht eine gewisse Kreuzreaktivität.
  • Bei Beginn einer Antibiotikatherapie innerhalb von 7 Tagen nach Symptombeginn entwickelt sich häufig keine detektierbare Antikörper-Antwort.
Eine kulturelle Anzucht von Rickettsien ist für die Routinediagnostik nicht verfügbar.
 
Therapie und Prophylaxe
Als Standardtherapie wird Doxycyclin über 7 - 10 Tage empfohlen.
 
Meldepflicht
Direkter und indirekter Nachweis von Rickettsia prowazekii ist meldeflichtig nach § 7 IfSG.
Literatur
(1) Dobler G, Wölfel R: Fleckfieber und andere Rickettsiosen. Dt. Ärzteblatt 2009, 20, 348-354. (168)