Erreger
Hantaviren umfassen in Europa die Spezies Puumala- und Dobrava-Virus. Außerhalb Europas kommen ferner die Spezies Hantaan, Sin Nombre und Seoul vor.
Infektionsweg und Verbreitung
Hantaviren werden über infizierte Nagetiere, die die Viren mit den Exkrementen ausscheiden, übertragen. Die Infektion des Menschen erfolgt aerogen, oral oder durch Biss eines infizierten Tieres. Das Puumala-Virus (Reservoire: Rötelmaus) ist vor allem in Süd- und Mitteldeutschland (Schwäbische Alb) verbreitet, das Dobrava-Virus (Reservoire: Gelbhalsmaus) kommt vor allem in Nord- und Ostdeutschland und Südosteuropa vor. Ein weiteres in allen Teilen Deutschlands vorkommendes Hantavirus – das Tulavirus (TULV) (Reservoire: Feldmaus) – ist nach heutigem Kenntnisstand für den Menschen nur selten pathogen, wurde aber im Jahr 2021 zum ersten Mal bei einem immunkompetenten jungen Mann in Deutschland nachgewiesen. Zyklisch auftretende Häufungen von Hantavirus-Infektionen sind vor allem auf die Dynamik der Nagetierpopulationen zurückzuführen.
Klinik
- Inkubationszeit:1 - 5 (meist 2) Wochen
- in Mitteleuropa in der Regel Nephropathia epidemica: mehrphasiger Krankheitsverlauf, abrupter Beginn mit hohem Fieber und grippeähnlichen Allgemeinsymptomen (Dauer 3 - 4 Tage), zum Teil auch Sehstörungen, wenige Tage später Flankenschmerzen, Bauchschmerzen, Erbrechen, Hypotension und zum Teil Petechien. In der dritten Krankheitsphase Nierenversagen (Retentionswerte erreichen 4 - 10 Tage nach Fieberbeginn Maxima) mit Proteinurie, Mikrohämaturie und Thrombopenie sowie pulmonale Beteiligung möglich. Selten Begleithepatitis, Myokarditis und ZNS-Beteiligung.
Diagnostik
Nachweis Hantavirus-spezifischer IgM- und IgG-AK ist Diagnostik der Wahl:
- IgM-Ak meist bereits während der ersten Krankheitstage nachweisbar, persistieren für ca. 1 - 3 Monate.
- Zeitgleich oder leicht verzögert treten IgG-AK auf, selten auch vor IgM-AK, persistieren oft lebenslang (Durchseuchungstiter in Endemiegebieten bis zu 3 %!).
- Nachweis von Hantavirus-RNA: Aufgrund nur kurzzeitiger Virämie eingeschränkte Sensitivität, in Sonderfällen zur eindeutigen Speziesidentifizierung sinnvoll.
Therapie und Prophylaxe
Es steht keine spezifische antivirale Therapie zur Verfügung.
Meldepflicht
Direkter und indirekter Erregernachweis sind meldepflichtig nach § 7 IfSG. |
Heyman P, Ceianu CS, Christova I, Tordo N, Beersma M, Joao AM, Lundkvist A, Hukic M, Papa A, Tenorio A, Zelena H, Essbauer S, Visontai I, Golovljova I, Connell J, Nicoletti L, Van EM, Gjeruldsen DS, Aberle SW, Avsic-Zupanc T, Korukluoglu G, Nowakowska A, Klempa B, Ulrich RG, Bino S, Engler O, Opp M, Vaheri A. A five-year perspective on the situation of haemorrhagic fever with renal syndrome and status of the hantavirus reservoirs in Europe, 2005-2010. Euro Surveill 16: 2011. (162)
Mertens T, Haller OA, Klenk HD. Diagnostik und Therapie von Viruskrankheiten: Leitlinien der Gesellschaft für Virologie. 2 ed. Urban & Fischer Verlag, 2004. (165) |