Epstein-Barr-Virus (EBV)-Infektionen

Infektiöse Mononukleose, Pfeiffersches Drüsenfieber

Kategorie Lexikon
Stand22.06.2009
Abrechenbarkeit EBM
Enthaltene Parameter
EBV-Schnelltest = EBV-AK (heterophile Antikörper); EBV-AK (VCA-IgM, VCA-IgG, EBNA-1-IgG); EBV-AK (IgM, IgA, IgG, Avidität) Immunoblot; EBV-DNA
Zusatzinformation
Erreger
Das Epstein-Barr-Virus (EBV) ist ein DNA-Virus aus der Familie der Herpesviridae. Nach Primärinfektion persistiert EBV lebenslang in B-Lymphozyten. Diagnostisch relevante Virusantigene sind u.a. die Virus Capsid Antigene (VCA) p18 und p23, das EBV Nuclear Antigen 1 (EBNA-1) und die Early Antigene (EA, siehe unter "Diagnostik").
 
Infektionsweg und Verbreitung
Die Übertragung erfolgt vorwiegend durch Speichel, seltener durch Genitalsekrete. Nach Infektion wird das Virus lebenslang intermittierend über den Speichel ausgeschieden. 90-95 % aller Erwachsenen sind mit EBV infiziert.
 
Klinik
  • Inkubationszeit: 30 - 50 Tage
  • Die Mehrzahl der Primärinfektionen verläuft asymptomatisch, meist bereits im frühen Kindesalter.
  • Bei Infektion junger Erwachsener in ca. 50 % Manifestation als Infektiöse Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber): Fieber, Lymphknotenschwellung, Tonsillitis, Lymphozytose mit atypischen T-Lymphozyten, in ca. 50 % Splenomegalie, Transaminasenanstieg. Komplikationen: Pneumonie, Meningitis/Enzephalitis, chronisch-aktive EBV-Infektion (chronische oder rekurrierende Symptome einer infektiösen Mononukleose über Monate bis Jahre).
  • Bei schwerer Immunsuppression kann es zur EBV-Reaktivierung mit Entwicklung EBV-assoziierter Lymphome kommen.
  • Orale Haarleukoplakie am Zungenrand bei HIV-Patienten (harmlos)
  • primäre EBV-assoziierte Tumore: Burkitt-Lymphom, Nasopharynxkarzinom
 
Diagnostik
  • V. a. infektiöse Mononukleose: VCA-IgM-AK, VCA-IgG-AK, EBNA-1-AK im Serum, ggf. zusätzlich Schnelltest auf heterophile AK (cave: geringe Sensitivität!). VCA-IgM-AK weisen auf eine akute Infektion (Primärinfektion) hin, können jedoch über Monate persistieren und werden in etwa 10 % der Fälle nicht oder verzögert gebildet. VCA-IgG-AK werden meist früh im Krankheitsverlauf parallel mit VCA-IgM-AK gebildet. Nachweis von EBNA-1-AK schließt eine Primärinfektion in den letzten 2 - 4 Monaten aus. Etwa 5 % der Infizierten bilden jedoch keine EBNA-1-AK oder die EBNA-1-AK gehen im Verlauf des Lebens wieder verloren.
  • V. a. EBV-Meningitis/Enzephalitis: EBV-DNA im Liquor
  • V. a. EBV-Reaktivierung oder V.a. chronisch-aktive EBV-Infektion: EBV-DNA (quantitativ) im Blut oder in Biopsien. Serologisch bei EBV-Reaktivierung oft sekundärer EBNA-1-AK-Verlust und Persistenz von EA-AK.
 
Therapie und Prophylaxe
Für die Therapie der infektiösen Mononukleose und anderer EBV-assoziierten Erkrankungen sind bislang keine antiviralen Medikamente zugelassen.
Literatur
Odumade OA, Hogquist KA, Balfour HH, Jr. Progress and problems in understanding and managing primary Epstein-Barr virus infections. Clin Microbiol Rev 24: 193-209, 2011. (39)
 
Mertens T, Haller OA, Klenk HD. Diagnostik und Therapie von Viruskrankheiten: Leitlinien der Gesellschaft für Virologie. 2 ed. Urban & Fischer Verlag, 2004. (165)