Herpes-simplex-Virus(HSV)-Infektionen

HSV

Kategorie Lexikon
Stand03.06.2009
Abrechenbarkeit EBM
Enthaltene Parameter
HSV-1/2-AK (IgM, IgA, IgG) im Serum; HSV-1/2-AK (IgG) im Liquor; HSV spez. AK-Index L/S (HSV); HSV-DNA; HSV-1/2-AK-Differenzierung (IgG)
Zusatzinformation
Erreger
Das Herpes-simplex-Virus (HSV) ist ein DNA-Virus aus der Familie der Herpesviridae und kommt in zwei Serotypen (HSV-1 und HSV-2) vor. Nach Primärinfektion persistiert HSV lebenslang in regionalen Nervenganglien. Bei 40 - 50 % der Patienten treten Virus-Reaktivierungen, insbesondere bei Suppression der zellulären Immunabwehr, auf.
 
Infektionsweg und Verbreitung
HSV wird durch Haut- und Schleimhautkontakte übertragen, HSV-1 meist oral, HSV-2 meist über Geschlechtsverkehr. Die Durchseuchung beträgt im Erwachsenenalter 75 - 95 % für HSV-1 und 10 - 50 % (je nach sexueller Aktivität) für HSV-2.  
 
Klinik
  • Inkubationszeit 2 - 12 Tage
  • Primärinfektion mit HSV-1: Orale Gingivostomatitis im Säuglings- und Kleinkindalter, selten (Meningo-)enzephalitis, die Mehrzahl der Infektionen verläuft jedoch asymptomatisch.
  • Primärinfektion mit HSV-2: Herpes genitalis mit typischen Bläschen oder Aphthen-ähnlichen Plaques im Genitalbereich, selten primäre (Meningo-)enzephalitis, die Mehrzahl der Infektionen verläuft jedoch asymptomatisch.
  • Reaktivierung: Herpes labialis, Keratitis (meist HSV-1), Herpes genitalis (meist HSV-2), bei Immunsupprimierten auch (Meningo-)enzephalitis und generalisierte Infektionen.
  • HSV-Infektion in der Schwangerschaft: Perinatal kann ein primärer oder reaktivierter Herpes genitalis (mit oder ohne Bläschen!) zur Infektion des Kindes führen (Herpes neonatorum: auf die Haut und Schleimhäute beschränkte Infektion bis zu Sepsis und Enzephalitis mit hoher Letalität).
 
Diagnostik
  • Nachweis von HSV-DNA aus Bläschenabstrich, Liquor etc. ist Methode der Wahl zum Nachweis einer HSV-Infektion.
  • Nachweis HSV-spezifischer AK im Serum: Bei Primärinfektion meist Nachweis von IgM- und (seltener) IgA-AK, diese können jedoch lange (IgG-AK lebenslang) persistieren. Bei Reaktivierung zum Teil deutlicher Anstieg der IgA-AK, seltener auch der IgM-AK. Bei lokalen Reaktivierungen (z. B. Herpes labialis) oft nur geringgradige AK-Kinetik. Insgesamt ist die serologische Diagnostik von HSV-Infektionen wenig aussagekräftig.
  • Bei klinischem Verdacht auf HSV-Enzephalitis/Meningoenzephalitis sollte ein HSV-DNA-Nachweis im Liquor durchgeführt werden. HSV-spezifische AK sind im Liquor bei Erstinifektion frühestens ab dem 7. Krankheitstag nachweisbar. Bei Nachweis von HSV-AK im Liquor Bestimmung des Serum-Liquor-AK-Index zur Beurteilung einer intrathekalen AK-Synthese empfehlenswert. Intrathekal produzierte AK können jedoch auch nach erfolgreicher Therapie noch über Monate bis Jahre nachweisbar bleiben.
 
Therapie und Prophylaxe
Die antivirale Therapie erfolgt mit Acyclovir, Valacyclovir oder Famciclovir.
Literatur
Mertens T, Haller OA, Klenk HD. Diagnostik und Therapie von Viruskrankheiten: Leitlinien der Gesellschaft für Virologie. 2 ed. Urban & Fischer Verlag, 2004. (165)